Überblick über Low-Code Plattformen
- Überblick über Low-Code Plattformen
- Was sind Low-code Plattformen
- Digitale Transformation und Low-code Plattformen
- Vorteile von Low-code Plattformen
- Wo werden Low-code Plattformen eingesetzt
- Was muss man bei Low-code Plattformen beachten
- Auswahl der richtigen Low-code Plattform
- Beispiele für ROI Berechnung
- Aktueller Stand
Was sind Low-code Plattformen
Bevor man den Begriff Low-code Plattform 2014 zum ersten Mal verwendet hat, gab es RAD (Rapid Application Development) und auch modellbasierte Systeme, die aus Modellen Programme generieren konnten.
Der Begriff Low-code Plattform wurde von Forrester Research gewählt, als Plattformen entstanden, auf denen man mit einer grafischen Oberfläche Applikationen intuitiv zusammenklicken konnte. Damit wurde die Erstellung von Applikationen auch für die Fachabteilungen interessant, da man nun mit keinen oder wenigen Programmierkenntnissen Applikationen erstellen konnte.
Neben dem Begriff Low-code Plattform wurde auch der Begriff No-code Plattform geprägt, damit sind Applikationen gemeint, wo gar kein zusätzlicher Code gebraucht wird. Das ist aber nicht Inhalt dieses Artikel, der sich nur auf Low-code Plattformen beschränkt. Allerdings ist es auch bei Low-code Plattformen durchaus so, dass man bei den erstellten Anwendungen gar keinen zusätzlichen Code braucht.
Low-code Entwicklungsplattformen erlauben es der IT und den Fachabteilungen Applikationen mit grafischen Oberflächen zu erstellen anstatt der traditionellen Programmierung. Programmierung wird ersetzt durch Erstellen von Apps mit Drag and Drop von UI Komponenten. Frontend und Backend Code wird daraus zum Teil automatisch erstellt. Erst bei speziellen Anpassungen werden Programmierkenntnisse benötigt und die IT eingebunden.
Trotzdem kann man diese Applikationen an den eigenen Business Workflow anpassen, sei es durch zusätzliche Programmierung oder die Einbindung verschiedener Backend Systeme.
Bei Low-code Plattformen handelt es sich oft um sogenannte Baukastensysteme. Dabei werden diese wie Legosteine ohne weitere Programmierung zusammengesetzt. Man will ja nicht jedes Mal das Rad neu erfinden. Also sind Vorlagen vorhanden, oft MicroApps genannt, die man einbinden und zusammenstellen kann. Dadurch kann man die Entwicklung einer individuellen Applikation nochmals beschleunigen.
Einhergehend mit Low-code Plattformen ist auf der Zug in Richtung Cloud. Es bietet sich gerade an, dass entweder die Anbindung an Backendsysteme in der Cloud stattfindet, bzw. die Anwendungen über den Browser selbst in der Cloud geschrieben werden. Damit müssen die Unternehmen nicht in weitere Hardware investieren und auch die Wartung wird dann auf Wunsch von den Herstellern übernommen.
Digitale Transformation und Low-code Plattformen
Zuerst sollte man sich fragen, was ist Digitale Transformation. Laut Wikipedia wird das auch mit "digitaler Wandel" übersetzt und bezeichnet den Veränderungsprozess, der als "Digitale Revolution" die gesamte Gesellschaft und speziell Unternehmen betrifft. Oft wird in den Medien auch der Begriff "Industrie 4.0" verwendet.
Aber was beinhaltet alles die digitale Transformation? Das können Netzwerke und Computer Hardware sein, sind aber in vielen Fällen Applikationen, die im Web, auf dem Desktop oder auf Smartphones oder Tablets laufen. Da sind wir natürlich beim Thema. Früher stellte man sich die Frage "Make or Buy", also erstellt ein Unternehmen eine Applikation selber oder wird eine Standardapplikation ausgewählt, die dem Bedarf möglichst nahe kommt.
Heute können Standardapplikation vielfach nicht mehr den Wunsch der Anwender erfüllen, also werden spezielle Applikationen benötigt, auch gerade da, wo man völlig neue Gebiete erschließen will. Wenn ich also eine oder mehrere neue Applikationen im Unternehmen brauche, sei es für die eigenen Mitarbeiter oder für die Konsumenten, stellt sich heute die Frage: Will ich das mit traditioneller Entwicklung umsetzen oder greife ich zu Low-code Plattformen, die eine wesentlich schnellere Umsetzung ermöglichen.
Ein typisches Beispiel für solche Anwendungen kann man bei Versandhändlern und Dienstleistern sehen. Früher kam ein Katalog ins Haus, der Konsument hat ausgewählt und per Post bestellt. Brauchte man eine Dienstleistung, hat man das Telefonbuch studiert, angerufen, sich Angebote eingeholt und dann eine Dienstleistung bestellt. Heute möchte der Kunde am Abend einen Artikel oder eine Dienstleistung im Internet auswählen und diesen am nächsten Tag geliefert bekommen und dabei auch noch verschiedene Angebote studieren und miteinander vergleichen. Das können heute Unternehmen anbieten, wenn ich das als Unternehmen also nicht kann, werde ich abgehängt. Konsumenten informieren sich heute im Internet oder auf dem Smartphone. Dazu werden Videos angeschaut, Leistungen verglichen, Empfehlungen sind enorm wichtig. Also muss ich als Unternehmen auf verschiedene Arten auf mich aufmerksam machen und dem Käufer es so einfach wie möglich machen. Dazu gehört aber nicht nur ein gutes Google Ranking, sondern auch die Auftritte auf Facebook, Instagram und anderen sozialen Medien. Immer wichtiger werden Smartphone Applikationen, die es dem Konsumenten möglichst einfach machen und den Kunden auch an eine Marke binden können.
Bisher haben wir aber nur über Konsumenten geredet, was ist aber mit den eigenen Mitarbeitern, die ihre Arbeit schneller, besser und einfacher erledigen wollen. Gleichzeitig möchte das Unternehmen möglichst viele Vorgänge automatisieren und damit damit effizienter machen. Man hat im Unternehmen viele verschiedene Datensilos, die nicht miteinander verbunden sind, bzw. man nicht auf mehrere parallel zugreifen kann.
Nehmen wir ein Beispiel aus dem Aussendienst. Ein Mitarbeiter, der z.B. eine Inspektion bei einer Maschine machen muss, möchte nicht eine Stapel Anleitungen und Checklisten in seinem Aktenkoffer haben. Die Person wäre viel produktiver, wenn alle Informationen auf einem Tablet oder Smartphone zur Verfügung stehen würden. Sie könnte idealerweise mit gesprochenen Kommandos die Teile der Anleitung aufrufen, die gerade relevant sind. Dann würde die Person gerne Checklisten, was gemacht wurde, einfach auf dem Smartphone abhaken, Daten eintragen und bei Problemen auch Fotos oder Videos machen. Alle diese Daten können dann sofort in die Zentrale übermittelt werden und stehen anderen zur Verfügung, Auswertungen können gemacht werden. Das ist nur eines von tausenden Beispielen, wo Digitale Transformation schon heute unsere Arbeitswelt verändert.
Jetzt sind wir bei Low-code Plattformen. Diese erlauben den Unternehmen schnell qualitativ hochwertige Applikationen für das Smartphone, Tablet, Web oder Desktop zu erstellen. Diese Applikationen müssen auch ganz spezifisch auf die Konsumenten bzw. eigene Mitarbeiter zugeschnitten sein, eine Standardapplikation tut es aber nur im seltensten Fall.
Vorteile von Low-code Plattformen
Durch den richtigen und sinnvollen Einsatz von Low-code Plattformen wird eine bessere Produktivität und Effizienz erreicht. Low-code Plattformen reduzieren deutlich den Zeitaufwand für die Softwareerstellung, Business Applikationen können viel schneller ausgeliefert werden und mehr Leute können sich an der Erstellung beteiligen (Citizen Developers).
Mit Low-code PLattformen können auf einfache Art und Weise wiederkehrende Aufgaben automatisiert werden. Durch traditionelle Programmierung wäre es zu teuer, da das viel mehr Zeit kosten würde. Also werden auch Applikationen geschrieben, sie sonst nicht entstehen würden, da sie bei traditioneller Programmierung zu teuer wären.
Früher hat die Entwicklung Jahre gedauert und man hat ganz spezielles Wissen benötigt und die Entwickler dafür waren sehr teuer. Heute können Low-Code Apps einfacher und schneller angepasst werden und damit kann schneller auf sich ändernde Anforderungen reagiert werden.
Ein Begriff hat sich bei Low-code Plattformen eingebürgert: Wiederverwendung. Das gilt natürlich nicht nur für Low-code Plattformen, aber gerade dort ist es ein sehr wichtiger Gesichtspunkt.
Auf den Low-code Zug springen immer sehr Softwareunternehmen. Waren es am Anfang nur 3 oder 4 Hersteller die eine Low-code Plattform im Portfolio hattenm, sind es heute 50-100. Und warum ist so? Vielfach konnte nachgewiesen werden, dass der Einsatz einer solchen Plattform sich lohnt. Die Anbieter haben ein Vorgehen gefunden, womit man neue Applikationen schneller, einfacher und kostengünstiger erstellen kann.
Die Verwendung von Low-code Plattformen ist oft einhergehend mit agilen Vorgehen. Erste Prototypen einer Applikation können sehr schnell dem Zielpublikum gezeigt werden.
Wo werden Low-code Plattformen eingesetzt
IT Leiter interessieren sich für Low-code, weil damit die Auslieferung beschleunigt werden kann, Kosten reduziert werden können und damit Termine eingehalten werden können. Auch die digitale Transformation kann damit schneller und einfacher umgesetzt werden.
Vielfach werden Low-code Apps als PoC benutzt, Anpassungen von Apps, Backendentwicklung und Infrastruktur Bereitstellung wird dann von der IT übernommen.
Low-Code kann fehlende Entwickler zum Teil ersetzen aber auch Entwicklern helfen, Entwicklungszeit deutlich zu senken, sie werden dadurch viel produktiver. Folglich werden Low-code Plattformen wauch dort eingesetzt, wo ein Mangel an Entwicklern herrscht.
Was muss man bei Low-code Plattformen beachten
Manchmal erschließen sich die Vorteile einer solchen Plattform am Anfang weder den Entwicklern noch den Fachabteilungen. Oft muss man am Anfang experimentieren und oft auch in entsprechendes Training investieren.
Klar definierte Anwendungsfälle müssen durchgearbeitet werden und die Kosten der traditionellen Programmierung gegenübergestellt werden. Dabei müssen sowohl die Fachabteilungen als auch die IT mit eingebunden werden.
Zu Low-code Plattformen zu greifen, nur weil man Entwickler sparen will, wäre der falsche Weg. Vielmehr sollte man im Vorfeld herausfinden, ob man mit der gleichen Anzahl von Personen produktiver werden kann und die neu entstandenen Applikationen den notwendigen Nutzen im Unternehmen haben.
Erst wenn klar ist, dass beide Seiten, die IT und die Fachabteilung mit dem Werkzeug zurechtkommen, kann man in den produktiven Einsatz übergehen.
Benötigt man Applikationen, die auf verschiedenen Geräten laufen, dann kann eine Low-code Plattform eine sehr große Hilfe sein. Traditionelle Programmierung bedient häufig nur ein Endgerät, also häufig nur Desktop, nur Web, nur Tablets oder nur Smartphones. Ohne den Einsatz von Framework für die Erstellung von Smartphone Apps entsteht noch das Problem der doppelten Entwicklung für iOS und Android.
Sehr wichtig bei Low-code Plattformen ist es auch, dass man Test, Integration und Auslieferung nicht vergisst. Die neue erstellten Applikationen müssen getestet werden, die Integration und auch die Auslieferung sichergestellt werden und dies in einem wiederholbaren automatisierten Process. Gerade bei Low-code Apps sehr wichtig, da sich diese häufiger ändern.
Ebenfalls nicht zu vergessen und nicht minder wichtig ist die Versionierung.
Oft wird in Unternehmen Geld verschwendet der Technik wegen. Diese ist und muss immer Mittel zum Zweck sein.
Der Einsatz einer Low-code Plattform ist häufig im Rahmen der digitalen Transformation eines Unternehmens empfehlenswert.
Deshalb ist es sehr wichtig, klare Auswahlkriterien zu haben.
Auswahl der richtigen Low-code Plattform
Inzwischen wird bei den Low-code Plattformen zwischen mehreren Gesichtspunkten für den jeweiligen Einsatzzweck unterschieden. Bei der Auswahl ist es natürlich wichtig, die richtige Plattform zu wählen.
- Plattformen, welche für alle Zwecke und jegliche Art von Applikationen geeignet sind
- Plattformen, die speziell für die Enwicklung von mobilen Applikationen konzipiert sind
- Plattformen, wo das Business Proecess Management im Vordergrund steht
- Plattformen speziell für Datenbanken
- Plattformen die ein Lock-in zu einem bestimmten Hersteller haben
Beispiele für ROI Berechnung
Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten, wie man den Erfolg einer Low-code Plattform im eigenen Unternehmen messen kann. Dazu sollte man natürlich vor dem Einsatz die ersten Messungen durchführen und nach einer gewissen Zeit überprüfen. Natürlich wäre die beste Messung, dass man eine anstehende Applikation auf zwei Arten ausliefert. So wie man das bisher mit traditioneller Programmierung gemacht hat und parallel dazu mit einer Low-code Plattform erstellt.
- Kostenreduzierung in der IT Abteilung für Netzwerke, Hardware und Software
- Kostenreduzierung, weil keine neuen Entwickler eingestellt werden müssen, die spezielle Kenntnisse haben
- Anzahl der neu ausgelieferten Applikationen innerhalb eines definierten Zeitraums
- Reduzierung des Rückstaus für zu gewünschte und notwendige Applikationen
- Fortschritt der digitalen Transformation im Unternehmen
- Mehrwert der neu ausgelieferten Applikationen für das Unternehmen
- Stressabbau in der IT Abteilung durch eingehaltene Termine für die Auslieferung
Es sind aber weitere weiche Faktoren, die es zu berücksichtigen gibt. Dazu gehört auch der vorher genannte Fortschritt bei der digitalen Transformation eines Unternehmens. Dieser hängt nicht nur mit den neu ausgelieferten Applikationen zusammen, sondern auch mit geänderten bzw. ersetzten Applikationen. Haben diese nun mehr Möglichkeiten, mehr Schnittstellen, wie ist die Zufriedenheit mit den geänderten / ersetzten Applikationen.
Aktueller Stand
Laut Forrester werden Low-Code Plattformen zur Zeit von 10-15% der Unternehmen verwendet, die Zahl ist aber stark wachsend. Low-code wird von 4 Milliarden 2017 auf 15 im Jahr 2020 wachsen, auch das schreibt Forrester Research. 40% von Unternehmen mit Entwicklungsabteilung überlegen den Einsatz einer Low-Code Plattform innerhalb eines Jahres.
Gartner hat für diesen Bereich sogar mehrere Begriffe und Quadranten definiert. hpaPaaS (high productivity application Plattform as a Service) und MADP (Mobile Application Development Platforms) sind zwei Quadranten von Gartner.
Es gibt auch eine Wave von Forrester: Low-code Development Platforms (auch für AD&D Professionals)
Der Markt und damit die Anzahl der Hersteller von Low-code Plattformen wächst auch sehr rasant.