PRAXIS: Sony SLT A65V
Nun habe ich die diese Kamera schon ein Jahr, also ist es mal höchste Zeit einen Praxisbericht zu verfassen. Wie bei allen anderen Praxisberichten: Das ist kein Test, sondern meine persönlichen Erfahrungen im fast täglichen Einsatz. Natürlich rein subjektiv aus der Sicht eines Hobbyfilmers und Hobbyfotografen.
Bis zum November 2011 habe ich ausschließlich mit meinem Camcorder Sony HDR XR520 gefilmt und war damit eigentlich zufrieden. Fotografiert habe ich auf einer Pentax K-10 Spiegelreflex Kamera, einer noch aus der ersten Digitalgeneration. Für die damalige Zeit hat die Kamera super Bilder gemacht. Aber 2012 gelten andere Maßstäbe, die Pentax war veraltet und fand bei e-Bay schließlich einen neuen Besitzer.
Die SLT Liga
Dann hat aber Sony in der zweiten Jahreshälfte 2011 neue Spiegelreflexkameras angekündigt. Naja eigentlich SLT, wie sie heissen, denn sie haben keinen Spiegel mehr, der hochklappt, sondern nur eine durchlässigen Spiegel, über den der Autofocus geregelt wird. Die Ankündigung war nichts ganz Neues, weil es die ersten Modelle schon gab, aber diese neuen Modelle unterstützten nun Video viel besser. Nicht etwa, weil Full-HD mit 1080/50p mit 28Mbit möglich ist, sondern mehr die Möglichkeit, dass man bei Video fast alles zur Verfügung hat, was beim beim Fotografieren hat. Focusnachverfolgung, Auswahl von Blende, ISO-Zahl, Verschlusszeit und eine komplett manuelle Einstellung. Das hatte bisher noch keine Fotokamera für Video zur Verfügung gestellt. Das reizte mich. Das größere Modell A77 war aber zu teuer und hatte nur unwesentlich mehr und schon gar nichts mehr Richtung Video zu bieten, also entschloss ich mich für die A65. Am Anfang war die Kamera schlecht bis gar nicht lieferbar, aber dann kam sie Ende Oktober doch noch.
Videoqualität
Und die Kamera erwies sich als Volltreffer. Nicht nur, dass sie im RAW und JPG Modus mit den entsprechenden Objektiven hervorragende Fotos macht, sondern der Videomodus ist der Hammer. Mein erster subjektiver Eindruck war, dass die Qualität der Videos um einiges höher ist, als bei meinem Camcorder. Man muss nur 2 Zugeständnisse machen, die mir aber nach kurzer Zeit nicht schwerfielen: Kein Motorzoom, wie bei Camcordern, denn das wird bei Wechselobjektiven natürlich nicht unterstützt und die Scharfstellung muss wesentlich genauer erfolgen, da die Schärfentiefe bei geringer Lichtstärke natürlich auch wesentlich niedriger ist. Dafür kann man über die Blende die Schärfentiefe sehr gut steuern. Ausserdem ist der Steadyshot nur im Weitwinkel sehr gut, da man die Kamera natürlich nicht so gut führen kann, wie einen Camcorder. Trotzdem geht es oft ohne Stativ. Es gibt zwar verschiedene professionelle Hilfsmittel zum Halten der Kamera, aber bisher habe ich mir ausser mit Stativ mit nichts Anderem anfreunden können.
Objektive
Als Erstausstattung an Objektiven habe ich das Kitobjektiv 18-55 von Sony dabei gehabt und ich habe auch gleich ein 18-200 von Sigma gekauft. Beide Objektive sind natürlich nicht so lichtstark, in grenzwertigen Situationen kann es schon mal passieren, dass man einfach zu wenig Licht hat, gerade für das Videofilmen. Also habe ich mir dann noch eine Festbrennweite 50mm mit 1.8 Blende gekauft, das ist schon ein sehr lichtstarkes Objektiv und vor allen Dingen ein sehr qualitativ hochwertiges Objektiv. Dann kam noch ein 30mm 2.8f Sony Objektiv dazu. Das habe ich dann aber im Sommer wieder verkauft, da ich zwischenzeitlich über eine Börse ein Soligor 24mm 2,8f sehr günstig erstanden habe. Ein tolles Objektiv mit leichtem Weitwinkel, viel besser als das 30mm zum Filmen geeignet. Inzwischen sind noch einige andere, meistens alte Minolta oder M42 Gewinde Objektive und einiges an Zubehör dazugekommen, aber das ist an der Stelle nicht mehr weiter relevant. Man kann viel mehr an Geld in Objektive investieren, als man sich vorstellen kann. Ein Vorteil der Sony Kameras ist, dass alle alten Minolta Objektive passen, da dass A-Bajonett in den vielen Jahren nicht geändert wurde, wie es z.B. bei Canon mit dem EF Bajonett der Fall ist. Man kann also viele gute alte Objektive für wenig Geld in der Bucht ersteigern. Diese sind dann nicht für die Digitalkamera angepasst, aber die Qualität der alten Minolta Objektive ist ja berühmt, siehe Offenrohr / Beercan. Ausserdem bekommt man für 10 Euro einen M42 Adapter und damit kann man ganz alte Objektive dranschrauben. Da gibt es sehr viele gute Objektive aus alten DDR Schmieden. Bei allen Objektiven muss man übrigens berücksichtigen, dass der Ausschnitt beim Filmen ein etwas Anderer ist, als beim Fotografieren. Das sollte man beim Kauf von Objektiven berücksichtigen. Sony verrät ja nicht genau, wie der Unterschied ist, ich glaube bei Video ist 30mm die Normalbrennweite und entspricht damit 50mm Vollformat. Für Foto ist es bekanntlich 33mm, da der Crop 1:1,5 ist. In dem Fall ist das 24mm ein leichter Weitwinkel und beim 18-200er reichen die 18mm für einen guten Weitwinkel.
Unterschiede zum Camcorder
Was ist nun denn am Filmen mit einer SLT anders als mit einem Camcorder? Erstens, man hält die Kamera natürlich anders. Eine Spigelreflex ist primär zum Fotografieren gedacht, also ist die Form eine Andere, als beim Camcorder. Es gibt zwar diverse Hilfsmittel, aber wenn man unterwegs ist, will man nicht alles mitschleppen, also habe ich nur mein Gorillapod Focus immer dabei, das passt in jeden Rucksack und man findet immer eine Möglichkeit es aufzustellen, so dass man ein vollwertiges Stativ hat. Zweitens, man filmt ausschließlich ohne Zoom, denn das manuelle Zoomen funktioniert beim Filmen nicht so richtig, da kein Motorzoom vorhanden ist, ausserdem habe ich ja oft eine Festbrennweite drauf und da fällt das Zoomen eh flach. Allerdings stelle ich mir nachträglich die Frage: Wann muss ich denn tatsächlich während der Aufnahme schnell zoomen? Es gibt natürlich Situationen, wie z.B. Sportereignisse, Musikaufführungen und Veranstaltungen aller Art, wo man das Zoom immer wieder braucht. Solche Veranstaltungen filme ich weiterhin mit einem Camcorder mit Zoom. Bei allen anderen Situationen brauche ich kein Zoom. Drittens muss man berücksichtigen, dass der Chip einer SLT wesentlich größer ist, damit ergibt sich eine niedrigere Schärfentiefe als beim Camcorder. Während beim Camcorder bei hellen Sonnenschein meistens alles von 0 bis unendlich scharf ist, ist es bei einer DSLR/SLT nicht der Fall. Man muss genauer Scharfstellen, aber bei Bedarf arbeitet der Autofokus sehr gut und führt auch gut nach. Als Ergebnis erhält man einen filmähnlichen Look, der viel dem Film an sich näher kommt, als bei den Camcordern. Noch einen wichtigen Unterschied gibt es. Während die Camcorder immer leichter werden und häufig keine 300 Gramm mehr wiegen, erhält man hier durch Body und Objektiv schnell ein Gewicht weit jenseits der Kilogrenze. Dann heisst es, entweder ein Stativ benutzen, Kamera auflegen oder ein Schulterstativ benutzen, sonst wird die Aufnahme unruhig. Auch wenn der Stabilisator gut arbeit, so ruhig wie bei den neuen Sony Camcordern ist das Bild nicht. Dafür ist der Stabilisator in der Kamera, man hat ihn also bei jedem Objektiv zur Verfügung im Gegensatz zu anderen Kameraherstellern.
Sucher und Display
Ein anderer wichtiger Gesichtspunkt ist der Sucher und das Display. Bei meiner A65 ist ein neben dem LCD Display auch ein elektronischer OLED Sucher vorhanden, das kommt beim Filmen sehr entgegen, denn man sieht, was man aufnimmt, was bei den optischen Suchern nicht der Fall ist. Wie jeder weiss, ist ein Display (bei der A65 ein sehr helles 3 Zoll Display) zwar gut, aber in manchen Situationen ist ein Sucher unerlässlich, gerade draussen im Freien. Während sich Fotografen an den LCD Sucher oft nicht gewöhnen können, bin ich das vom Camcorder gewohnt und empfand das von Anfang an als einen Vorteil. Der Sucher hat ausserdem eine Auflösung von mehr als 2Mio Pixel, also genug, damit man die Qualität bereits im Sucher beurteilen kann.
Aufnahmeformat
Die Kamera unterstützt als Aufnahmeformat das AVCHD Format mit 1080/50p mit bis zu 28 Mbit Datenrate. Auch das ist ein Vorteil, weil alle Schnittprogramme dieses Camcorder-Format unterstützen. Da meine endgültige Filmausgabe auch AVCHD ist, braucht das Schnittprogramm nichts umrechnen, solange ich keine Überblendungen oder sonstige Effekte verwende. Natürlich kann man mit der Sony A65 auch MP4 aufnehmen, auch in einer VGA Auflösung, nur wer will das, wenn heute 1080p das Standardformat ist. Übrigens die 50p bedeuten auch, wenn die Ausgabe in 25p oder 50i geschieht, dass man eine lupenreine 2fach Zeitlupe hat. Das ist nicht bei jeder Kamera so. Übrigens, in den USA sind das 60p also noch etwas mehr, allerdings hat eine amerikanische Version durchaus auch Nachteile mit den 60p auf dem europäischen Markt, wenn man als Ausgabemedium die DVD wählt, müsste man eine NTSC DVD brennen oder auf 50p/i umrechnen, was bei der Ausgabe nicht so gut kommt.
Fazit
Die Sony A65 ist eine super Fotokamera zum Filmen. Das sagen auch viele Testberichte so, nicht nur ich. Ich habe die Kamera keinen Labortests unterzogen, sondern arbeite mit der Kamera sehr oft und das Filmen damit macht richtig Spaß. Inzwischen habe ich meinen Camcorder sogar verkauft, weil ich ihn in letzter Zeit nicht mehr benutzt habe. Ich kann diese Kamera also uneingeschränkt empfehlen: