Filme machen für Fotografen

Foto und Film haben ja einiges gemeinsam, so auch Fotografen und Filmer. Da fast alle Fotokameras von der kleinen Knipse bis zum großen Vollformat Boliden Filmaufnahmen machen können, möchten viele Fotografen immer öfters auch filmen. Ich meine nicht die professionellen Fotografen, sondern uns ambitionierte Hobbyfotografen, die Lunte gerochen haben und nun auch Filme machen wollen.

Als ambitionierter Hobbyfotograf nehme ich mal an, Du knipst nicht, sondern machst Fotos, überlegst Dir also genau, welche Geschichte ein Foto erzählen soll, welche Wirkung es auf den Betrachter erzielen soll und verstärkst das auch in der Nachbearbeitung.

Beim Film ist es ähnlich. Du überlegst Dir zuerst eine Geschichte, die Du mit einem Film erzählen willst und wie es auf den Zuschauer wirken soll. Auch beim Film macht ein Großteil die Nachbearbeitung aus, ein Teil davon ist der Schnitt.

Was brauche ich also als Fotograf zum Filmen? Hardwaretechnisch gesehen erstmal nichts, denn als Fotograf hast Du ja vermutlich schon eine gute Kamera, die auch filmen kann. Das Stativ, was Du zum Fotografieren benutzen tust, kannst Du erstmal auch zum Filmen hernehmen, denn Schwenks werden nicht das erste sein, was Du unbedingt ausprobieren musst.

Zuallererst brauchst Du eine Geschichte. Die kann am Anfang noch so einfach sein:

  • Der Frühling ist da, was machen die Blumen in meinem Garten?
  • Ich bin am Sonntag in einem Wildpark und möchte Euch davon erzählen
  • Mein Sohn/Tochter spielt gerne mit seinen Legobausteinen. Was macht er damit?
  • Ich gehe durch den Wald spazieren und entdecke viele interessante Dinge
  • Ich mache eine Städtereise und möchte Euch über eine interessante Stadt erzählen

Das sind erstmal sehr einfach klingende Geschichten, müssen aber im Film entsprechend umgesetzt werden.

Später wird es sicher ambitionierter und vielleicht wagst Du Dich auch mal an eine richtige Reportage/Dokumentation oder sogar einen Spielfilm. Hier brauchst Du dann umso mehr eine Geschichte, die Du mit Deinem Film erzählst.

Hier ein Beispiel für einen sehr einfachen Film zu einer einfachen Geschichte:

Natürlich tut man, genauso wie beim Foto auch beim Film vieles ausprobieren, um zu lernen und probiert viele technische Hilfsmittel aus. Aber letztendlich ist das einzige, was wirklich notwendig ist, Deine Fotokamera, die auch filmen kann.

Hast Du schon mal als Fotograf eine Fotostory gemacht? Also nicht einzelne Bilder, sondern mit mehreren Bildern eine Geschichte erzählt? Dann bist Du schon sehr nah daran. Ein Film besteht immer aus mehreren Szenen und jede Szene sollte filmisch aufgelöst werden. Nahaufnahmen und Totalen sollten sich abwechseln, eine Szene besteht immer aus mehreren zusammenhängenden Aufnahmen und nicht aus Einzelbildern.

Fotografen passiert häufig am Anfang ihrer Filmkarriere, dass sie sehr statische Bilder machen. Das ist auch jeden Fall viel besser, als wild herumzuschwenken oder grundlos durch die Gegend zu zoomen. Eine Geschichte lässt sich aber viel lebendiger erzählen, wenn sich auch die Kamera bewegt. Im einfachsten Fall ist es einfach ein Verfolgen der Protagonisten mit der Kamera in der Hand (z.B spielende eigene Kinder), dann ist ein Stativ oft sogar hinderlich und eine Handkamera besser geeignet. Nichts ist langweiliger, als ein Kind mehrere Minuten lang vom Stativ beim Spielen zu filmen. Gerade bei Kindern ist es wichtig, dass Du auf deren Augenhöhe bist und dann wird es mit Stativ schwierig.

Einen Grundsatz gilt immer: Bewegt sich was vor der Kamera, dann kann die Kamera auch unruhiger sein, der Zuschauer merkt es nicht. Bewegt sich nichts vor der Kamera, also z.B. bei Landschaftsaufnahmen, dann sollte die Kamera auch ruhig sein, bzw. sich sehr ruhig bewegen.

Hier ein Beispiel für einen einfachen Film, den ich komplett aus der Hand gedreht habe:

Was ist mit Licht? Als Fotograf benutzt Du häufig Deinen Blitz. Natürlich tut man beim Film auch ausleuchten, das ist allerdings schon die hohe Schule der Filmkunst. Am Anfang kommst Du sicherlich ohne zusätzliches Licht aus. Wenn es nicht anderes geht, dann ist eine LED Lampe ganz hilfreich, denn ein Blitz hilft Dir selten weiter, Du brauchst ja Dauerlicht.

Aber kommen wir zurück zu einer Szene. Ein praktisches Beispiel: Du möchtest bei einer Städtereise filmen. Du nimmst Dir vor einzelne historische Gebäude zu zeigen und damit die Geschichte der Stadt zu erzählen. Nun entdeckst Du ein solches historische Gebäude, was Dich interessiert und was Du filmisch zeigen möchtest. Was machst Du?

Ein „Knipser“ stellt sich davor und macht ein Bild.

Ein Fotograf sucht sich einen interessanten Standpunkt mit Vorder- und Hintergrund, wo das Gebäude zu sehen ist. Er macht mehrere Bilder aus mehreren Perspektiven, vielleicht auch mit einigen Details.

Der Filmer arbeitet ähnlich. Er zeigt vielleicht auch noch zusätzlich den Stadtplan, oder ein Schild, wo der Name des Gebäudes zu sehen ist und macht einige Totalen mit Vorder- und Hintergrund, macht aber auch viele Details vom Gebäude. Berücksichtigt dabei auch Menschen, die hinein- oder hinausgehen. Zusätzliche Herausforderung: Man spricht einen dieser Menschen an und frägt nach dem Gebäude. Natürlich musst Du ihn dann auch fragen, ob Du ihn bei der Antwort filmen darfst. Ist es ein Einheimischer, erzählt die Person Dir möglicherweise interessante Sachen über das Gebäude und schon hast Du eine Geschichte.

Später beim Schnitt musst Du natürlich Details und Totalen abwechseln, am Anfang beginnst Du evtl. mit einer Totalen, dann schneidest Du das Schild rein, was den Namen des Gebäudes verrät und zum Schluss musst Du noch einen interessanten Übergang zum nächsten Gebäude finden. Wichtig dabei ist, Du musst den Zuschauer leiten und die Geschichte für ihn filmisch interessant erzählen. Später beim Schnitt ist es wichtig den Leitsatz „Kill your darling“ zu berücksichtigen. Ist eine Aufnahme noch so gut, passt aber nicht in die Geschichte oder den Gesamtablauf hinein, dann sollte man sie auch nicht rein nehmen.

Unwichtige, nichtssagende Aufnahmen solltest Du ebenfalls weglassen, jede Aufnahme im Film sollte die Geschichte vorwärtstragen und etwas Neues erzählen.

Dann kann es natürlich passieren, dass das Wetter recht wechselhaft ist. Entweder Du wartest, bis die Bedingungen so sind, wie Du sie haben willst, oder Du musst später beim Schnitt die Wetterbedingungen auch noch berücksichtigen und evtl. auch etwas Farbanpassungen machen.

Hier ein schon etwas mehr ambitionierter Film über den 3. Oktober in München:

Du siehst, eine Szene ist nicht einfach eine Aufnahme, sondern eine Abfolge von Aufnahmen, mit denen Du die Geschichte möglichst interessant erzählst. Aus mehreren solchen Szenen, die entsprechend thematisch in die Geschichte passen, besteht dann der gesamte Film.

Ein Film sollte dann natürlich auch noch einen Anfang und ein Ende haben. Du solltest dem Film auch einen Titel geben und am Ende noch hinschreiben, wessen Idee es war, wer gefilmt hat und wer geschnitten hat. Untermalung mit Musik ist dann natürlich noch eine andere Geschichte, da will ich hier nicht auf Einzelheiten eingehen.

Du siehst also, einen Film zu machen, ist gar nicht so schwierig, wenn man einige grundlegende Sachen berücksichtigt, viele davon sind einem Fotografen ja nicht neu.

Und schließlich ein Beispiel für einen schon recht ambitionierten Spielfilm von 2014, die ich mit einem Clubfreund gemacht habe:

5 Tipps für Filmer und die es gerne werden wollen

Aus Fehlern kann man nur lernen heißt es immer wieder und es trifft auch immer wieder zu. Manche Fehler mache ich immer wieder, manche stelle ich im Lauf der Zeit durch Erfahrung ein. Bevor Du aber auf den Auslöseknopf einer Videokamera drückst, solltest Du in Gedanken immer wieder ein paar Punkte durchgehen, ob Du sie richtig gemacht hast. Auch erfahrenen Filmern passieren aber immer wieder Fehler. An dieser Stelle möchte ich Dir die zehn häufigsten Fehler vor Augen führen, die auch ich immer wieder mache und natürlich auch die Tipps dazu, wie Du sie vermeiden kannst. Manche der Fehler kannst Du nachträglich am Computer korrigieren, manche aber eben nicht.

1.      Lerne Deine Kamera kennen

Der erste Tipp ist auch gleich der Wichtigste. Es hilft nichts, die teuerste oder beste Kamera zu haben, wenn ich sie nicht beherrsche. Die wichtigsten Einstellungen seiner Kamera sollte man im Schlaf kennen:

Wie schalte ich den Focus auf manuell?

Wie korrigiere ich den Weissabgleich?

Wie kann ich die Belichtung korrigieren?

Bevor Du mit der ersten Aufnahme des Tages beginnst, solltest Du auch die wichtigen Kameraeinstellungen prüfen:

Ist die richtige Qualitätsstufe eingestellt? (SD, HD, 4K mit X Mbit, Format MP4, AVCHD, XAVC usw.)

Nichts ist ja schlimmer, wenn man die falsche Stufe eingestellt hat und am Ende des Tages merkt, dass man alles in SD Qualität statt 4K aufgenommen hat.

Sind sämtliche Effekte ausgeschaltet?

Nichts ist ja schlimmer, wenn man Effekte wie Schwarz/Weiss oder Sepia oder ähnliche eingeschaltet lässt und sie nur für eine bestimmte Aufnahme braucht.

Sind alle Automatikmodi eingeschaltet?

Ich gehe grundsätzlich so vor, dass ich meine Kamera am Anfang komplett auf Automatik stelle, um gerade in Reportage-Situationen dafür gerüstet zu sein, sofort auf den Auslöseknopf zu drücken. Erst wenn es die Aufnahme erfordert, schalte ich die Funktionen auf manuell, die ich gerade brauche und schalte sie danach wieder zurück auf Automatik, um wieder für unvorhergesehene Situationen gewappnet zu sein.

2.      Schiefen Horizont beseitigen

Wenn bei Deiner nächsten Filmvorführung jemand die Bemerkung macht, dass das Meer ausläuft oder sogar an einem Bildrand einen Wassereimer hinstellt, dann hast Du wohl beim Horizont nicht aufgepasst. Auch wenn heute die Nachbearbeitungsprogramme einen Layouteditor anbieten, mit dem Du das noch gerade rücken kannst, es ist besser es gleich richtig zu machen. Auf einer Aufnahme, wo der Horizont zu sehen ist, muss dieser gerade sein, davon gibt es keinerlei Ausnahmen, egal ob Foto oder Film. Viele Kameras bieten heute an, einen Horizont einzublenden, diese Automatiken kannst Du gerne nutzen. Auch die Bilddrittelteilung, die Kameras anbieten, macht viel Sinn, denn auch das bewahrt Dich vor einem schiefen Horizont oder falschen Bildaufteilung.

3.      Scharfeinstellung prüfen

Autofocus ist toll und befreit mich in vielen Situationen um eine mühevolle Scharfeinstellung. In bestimmten Situationen jedoch, reagiert jeder Autofocus falsch und muss manuell korrigiert werden. Eine typische Situation ist eine Person vor einer Wand, die klare Strukturen aufweist. Du kannst Dir sicher sein, dass die Kamera auf die Wand scharfstellt und nicht auf die Person bzw. deren Gesicht. Also musst Du auf solche Situationen gefasst sein, den Autofocus hier ausschalten und auf das Gesicht manuell scharfstellen. Diesen Fehler sieht man übrigens auch bei Fernsehinterviews sehr häufig. In diesen Fällen ist oft ein Camcorder mit kleinem Chip hilfreich, wo alles in der Schärfeebene bleibt oder mit Weitwinkel arbeiten, was eigentlich bei Porträtaufnahmen nicht gerade gute Bildausschnitte produziert.

4.      Richtigen Bildausschnitt wählen

Den schiefen Horizont habe ich schon genannt, aber es gibt auch noch das „Rule Of Thirds“, also die Drittelteilung eines Bildausschnittes. Natürlich bestätigen die Ausnahmen die Regel, allerdings wirkt eine Horizontaufteilung im oberen bzw. unteren Drittel für das menschliche Auge einfach symmetrischer und damit besser, als eine Teilung genau in der Mitte. Genauso ist es bei einer Person im Bild. Der Zuschauer will wissen, ob sie in das Bild hineinblickt, also in der linken Drittelteilung ist und nach rechts blickt oder umgekehrt oder ob diese Person aus dem Bild wo anders hinblickt. Es muss halt für den Zuschauer plausibel sein, dann ist der Bildausschnitt auch richtig. Genauso verhält es sich mit der Bewegung im Bild. Eine Person oder ein Verkehrsmittel von links nach rechts deutet darauf hin, dass es irgendwo hinfährt, umgekehrt, dass es zurückfährt bzw. zurückgeht. Achtet bei Spielfilmen drauf: Soll es spannend werden, dann fängt es oft an zu regnen, begibt sich jemand auf die Reise, dann fährt die Person oft mit einem Schiff oder Bahn von links nach rechts.

5.      Blende und Weißabgleich prüfen

Im Normalfall werden die Blendenautomatik und der automatische Weißabgleich für ein ausgeglichenes Bild sorgen. Es gibt aber Situationen, wo man manuell eingreifen muss: z.B. um den Sonnenuntergang zu verstärken, oder dunkle Gesichter vor hellem Hintergrund auszugleichen oder die von der Kamera falsch ermittelte Farbtemperatur von Fluoreszenzlampen zu berichtigen. Das sind Situationen, die man in der Nachbearbeitung nur in gewissen Grenzen berichtigen kann. Ein schwarzes Gesicht ohne Struktur bleibt schwarz oder wird höchstens grau. Eine weiße Wand bleibt weiß, eine zu helle Struktur der Wand kann man nicht mehr richtig ins Bild setzen.

Natürlich könnte ich diese Tipps weiter fortsetzen und mehr ins Detail gehen, ich wollte Dir hier aber nur die wichtigsten Punkte aufzeigen, wenn Du diese beachtest, bekommst Du in Zukunft viel bessere und damit zufriedenstellende Ergebnisse. Manche dieser Punkte gehen in Erfahrungswerte über und ich kümmere mich nicht mehr weiter darum, weil ich es automatisch richtig mache, andere muss ich mir vor der Aufnahme auch wieder in Erinnerung rufen, weil ich die nicht so häufig brauche und damit gerne wieder vergesse.

Filmen für Anfänger – 7. Ausgabe

iDVDDein Film ist nun im Teil 5 beim Schnitt oder im Teil 6 bei der Vertonung fertig geworden und nun möchtest Du gerne Deinen Film so ausgeben, dass Du ihn auch bei verschiedenen Gelegenheiten vorführen kannst. Als ersten Punkt solltest Du Dir darüber klar werden, wo und wie Du Deinen Film vorführen willst und ob Du den Film Bekannten oder Verwandten geben willst.

Willst Du den Film weitergeben, dann ist natürlich die DVD das beste Medium, denn fast in jedem Haushalt steht heute ein DVD Player und in Deinem Computer ist aller Wahrscheinlichkeit nach auch ein DVD Laufwerk.

Willst Du den Film ausschließlich auf YouTube oder ein anderes Videoportal hochladen, dann empfiehlt sich eine andere Codierung. Willst Du den Film nur zu Hause vorführen, dann solltest Du auch die DVD benutzen, oder, falls Dein DVD Player einen USB Eingang hat und Videos vom USB Stick oder Festplatte wiedergeben kann, dann kannst Du auch überlegen, ob Du den Film platzsparend im DivX oder ähnlichen Formaten codierst. Du kannst Dir auch überlegen, ob Du Dir zum Anschauen zuhause nicht einen Media Player zulegst. Beim Deinem ersten Film wird das vom Platz her noch keine große Rolle spielen, aber später ist das natürlich platzsparender. Hast Du Deinen Film in HD, dann solltest Du auf jeden Fall zu einem HD Media Player greifen, der HD Filme wiedergeben kann.

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Wie Du die Filme ausgibst, hängt von Deinem Zielpublikum ab: Weitergabe an Bekannte und Verwandte, Vorführung nur zuhause am Fernseher, Anschauen nur am PC, Hochladen zu Videoplattformen.

Gehen wir mal also zusammen die Möglichkeiten durch:

DVD

Die DVD ist heute nicht nur das Beste, sondern auch das eigentlich einzige Format, um Videos weiterzugeben. Allerdings sind die Filme auf der DVD immer im SD Format, also max. 720×576 mit 50 Halbbildern im PAL Format. Genau diese Einstellung solltest Du auch für die Ausgabe Deines Videos nehmen. Die meisten Schnittprogramme bieten die DVD Ausgabemöglichkeit an. Außerdem solltest Du noch beachten, dass Du eine möglichst hohe Datenrate nimmst, ich nehme immer 8000Kbit für Video, damit Du auch die bestmögliche Qualität bekommst. Mehr macht keinen Sinn, da das kein DVD Laufwerk unterstützt und weniger spart zwar Platz, aber Dein erster Film wird ja kaum so lang sein, dass die ganze DVD gefüllt wäre. Du kannst natürlich mehrere Filme auf eine DVD ausgeben, ich empfehle aber eigentlich immer nur einen, außer alle Filme gehören thematisch zusammen, also sind z.B. auf einer Reise entstanden. Für die DVD Ausgabe kannst Du mit den meisten Programmen auch noch ein Menü erstellen, diese Arbeit würde ich mir aber für meine weiteren Werke aufheben. Genauso wie Untertitel oder mehrere Tonspuren. Diese Optionen habe ich noch nie benutzt und das wird für Dich vermutlich auch gelten. Viel wichtiger ist es, dass der Film hochwertig codiert wird, damit die Filmqualität gut bleibt. Da solltest Du beim ersten Film möglicherweise mehrmals probieren. Du musst ja nicht jedes Mal eine DVD brennen, es gibt bei den Programmen auch die Möglichkeit, die DVD Struktur auf die Festplatte abzulegen und erst später zu brennen.

SD über DVD Player oder Mediaplayer

Wenn Du kein DVD Format benötigst, weil Du Deinen Film niemand weitergeben willst, dann kannst Du zu anderen, platzsparenden Formaten greifen, wie z.B. DivX, XVid, MP4 oder WMV. Die Videos brauchen dadurch nicht so viel Platz und verlieren auch nicht an Qualität. Am besten Du erledigst die Codierung gleich mit Deinem Schnittprogramm. Welche Codierung Du nimmst, hängt auch von Deinem DVD bzw. Media Player ab, schließlich müssen es die wiedergeben können. Oft geht probieren über studieren, Du kodierst einfach und spielst das Ergebnis auf einen USB Stick oder eine externe USB Festplatte und gibst es anschließend auf Deinem DVD oder Mediaplayer wieder. Falls Dein Mediaplayer eine eingebaute Festplatte hat, dann musst Du den Film per USB Kabel anschließend auf Deinen Mediaplayer spielen. Bei der Codierung in die verschiedenen Formate solltest Du auch darauf achten, dass Du eine möglichst hohe Datenrate nimmst. Wichtig ist das, wenn Du den Film dann auf einem hochauflösenden LCD Fernseher anschauen willst. Sollte Dein Film in HD sein, dann verlierst Du hier entscheidende Qualität, da kein DVD Player die HD Ausgabe unterstützt, Du solltest also gleich überlegen, zum nächsten Punkt, einem HD Media Player zu gehen.

HD Media Player

Ein Media Player der hochauflösende Filme wiedergeben kann ist natürlich ideal, wenn Deine Filme hochauflösend sind und sie auch auf einem hochauflösenden LCD Fernseher wiedergegeben werden sollen. Es gibt auf dem Markt inzwischen einige günstige Geräte, die eine sehr gute Qualität haben. Welches Format nun ausgeben? Hier ist es auch DivX, WMV oder direkt AVCHD oder HDV, also so wie das mit Kamera aufgenommen wurde. Du musst jetzt schauen, welche Formate ein Mediaplayer wiedergeben kann und welche Du mit Deinem Schnittprogramm ausgeben kannst. Falls es hier keine Berührungspunkte gibt, dann kannst Du noch ein externes Codierungsprogramm wie den Media Coder nehmen, der kann Dir alles in das richtige Format umcodieren. Auch hier gilt probieren über studieren. Eins würde ich aber nicht tun: Platz sparen. Nimm die höchst mögliche Datenrate die funktioniert, am besten auch die Full HD Auflösung mit 1920×1080 und den bestmöglichen Sound. Alles andere ist am falschen Ende gespart, auch wenn Dein Fernseher heute noch nicht Full HD hat. Dein nächster wird es vermutlich haben und dann musst Du nochmals ausgeben, damit Du die beste Darstellung hast. Die besten Erfahrungen habe ich hier mit dem WMV HD Format gemacht, das wird auch meistens von den Playern und den Schnittprogrammen unterstützt.

Videoportale

Wenn Du Deinen Film nur auf verschiedene Videoportale hochladen willst, dann musst Du bei den Videoportalen erst nachschauen, welche Formate zum Hochladen unterstützt werden. Die meisten Portale unterstützen DivX, MP4, WMV usw. aber die Qualität kann unterschiedlich sein. Ich habe gute Erfahrungen mit WMV gemacht. Hier brauchst Du nicht so hoch zu codieren, mehr als 3-4MBit machen meistens keinen Sinn, da die Videoportale selber nochmals umcodieren und dann mit einer niedrigen Rate. Wichtiger ist, dass Du hier die höchste Qualitätsstufe für das Codieren selber einstellst. Das kann dann schon mal dauern, aber Du codierst ja nur einmal und das soll gut sein. Bevor Du auf Videoportale hochlädst, musst Du Dich natürlich anmelden und auch gut überlegen, wie Du Deine Beschreibung, Stichwörter usw. dazu machst und in welche Kategorie Du das Video reinstellst. Wenn Du gefunden werden willst, musst Du einiges dafür unternehmen, das beschreibe ich aber ein anderes Mal. Willst Du den Film nur für Deine Bekannten und Verwandten hochladen, dann kannst das außer Acht lassen, da Du den immer den direkten Link zu Deinem Video schickst. Wenn das Video keine fremden Leute sehen sollen, dann musst Du auf den Portalen auch die entsprechenden Vorkehrungen treffen. Mit diesen ersten Tipps sollte Dir ein erfolgreiches Hochladen möglich sein.

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Für die Ausgabe zum Anschauen zuhause im Familienkreis am Fernseher eignet sich ein Media Player sehr gut, da er platzsparend ist und hochauflösende Formate wiedergeben kann. Für Videoportale ist WMV gut geeignet.

Schlusswort: Nun sind wir gemeinsam am Ende unseres Kurses und Workshops „Filmen für Anfänger“ angekommen. Ich hoffe, ich konnte Dir einiges von meinem Wissen vermitteln und Du gehst an die Filmerei und Nachbearbeitung viel entspannter ran. Drehe mal einfach und denke dabei an meine Tipps, dann kann nichts mehr schiefgehen und Deine Bekannten und Verwandten werden es Dir mit viel Applaus danken. Das Filmen kann mit der Zeit zu einem schönen und vor allen Dingen kreativem Hobby werden. Dank der heutigen Technik brauchen wir uns nicht mehr um die technische Qualität der Aufnahmen kümmern und können viel mehr Arbeit in den eigentlichen Bildaufbau und später die Nachbearbeitung stecken. Dann auf, mache Deinen ersten Film.

Filmen für Anfänger – 6. Vertonung

diagram-25Du hast nun den Grobschnitt und vielleicht auch einen großen Teil des Feinschnitts hinter Dir und möchtest Deinen Film nun endlich Fertigstellen. Dazu fehlen Dir noch der Kommentar, evtl. weitere Geräusche und die Musik, die Du unterlegen willst. Auch hier hängen diese Schritte nicht vom jeweils gewählten Schnittprogramm ab, denn eine Vertonung sollte von jedem Schnittprogramm unterstützt werden. Meistens hat man 2 oder mehr Tonspuren zur Verfügung, 3 sind eigentlich Minimum und je nach Musiküberblendung können auch 4 Spuren hilfreich sein.

Kommentar

Also legen wir los. Als Erstes solltest Du Dir überlegen, ob Dein Film einen Kommentar braucht. Kommentar heißt für mich, ich möchte die Bilder zusätzlich ergänzend kommentieren, also dem Zuschauer weitere Einblicke auf der Sprachspur geben. Ein Kommentar sollte nicht das Gezeigte wiedergeben, sondern um weitere Informationen ergänzen. Sieht man also Dich am Strand, dann ist es sinnlos das Gezeigte mit „Ich bin am Strand“ zu kommentieren. Wenn dann sollte die Information im Kommentar schon gehaltvoller sein, also z.B. wo Du am Strand bist und warum Du dort bist, wenn Du das, was natürlich besser ist, nicht im Bild gezeigt hast. Auch ein Kommentar wie: „Das Land hat 40.234.871 Einwohner“ ist wenig sinnvoll, da sich das kein Zuschauer merken kann. Besser ist: „Das Land hat die Hälfte der Einwohner von Deutschland“, denn darunter kann man mehr vorstellen und das auch länger behalten.

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Ein Kommentar sollte so aufgebaut sein, dass er ergänzende Informationen zum Bild bringt und leicht verständlich bzw. nachvollziehbar ist.

Solltest Du Dich also entschlossen haben, dass Du Deinen ersten Film kommentieren willst, dann will ich Dir hier ein paar Tipps dazu geben. Falls nicht, dann lese einfach unten bei der Geräuschkulisse und Musikuntermalung weiter.

Bei Deinen ersten Schritten zum fertigen Film, sollte beim Kommentar genügen, dass Du ihn selber sprichst, vor allen Dingen dann, wenn er persönlich wirken soll und zeigst den Film ja zuerst Bekannten, die Dich kennen. Jetzt sagen viele, meine Stimme ist ungeeignet. Das stimmt aber gar nicht, jede Stimme ist geeignet, wenn Du Dich anstrengst, dann auch Deine und außerdem kann man mit der heutigen Technik auch etwas nachhelfen. Also ran an den Kommentar. Aber halt, zuerst einige Überlegungen vorne weg: Nur wenige Leute können live zum Film sprechen, da bin weder ich noch Du darunter, also musst Du Dir vorher den Kommentar aufschreiben. Da Du am PC vertonen wirst, genügt es elektronisch, ich schreibe meine Kommentare in MS Word und lese sie dann vom Bildschirm ab. Da sind zwei Bildschirme ganz hilfreich, da man am zweiten Schirm das Aufnahmeprogramm steuern kann. Natürlich kannst Du die beiden Fenster auch untereinander legen.

Ein sinnvolle Investition für einen gut klingenden Kommentar ist natürlich ein Mikrofon, am besten noch mit einem Vorverstärker, da die Mikrofonbuchse am PC meistens grottenschlecht ist, außer man hat eine gute Soundkarte eingebaut. Das kostet nicht die Welt und bringt einen sauberen Kommentarton. Für den ersten Film kannst Du natürlich auch notfalls in die Kamera sprechen, dann alles in den PC einspielen und den Kommentar vom Bild trennen. Besser ist aber natürlich ein richtiges Sprechmikrofon. Als Aufnahmeprogramm kann man den „Audiorekorder“ von Windows nehmen, es gibt aber auch einige gute Freeware und Shareware Programme dafür, die dann auch viel mehr können.

Jetzt zum Sprechen selber. Bist Du ohne weitere Hilfe auf Dich selber angewiesen, dann musst Du alles selber bedienen, das solltest Du vorher ausprobieren: Aufnahme starten, Text lesen, Aufnahme beenden. Am Anfang wirst Du viele Sätze wiederholen müssen, da Du Dich versprechen wirst. Ist ja kein Beinbruch, ich wiederhole einen Satz oft bis zu zehnmal, bis er mir gefällt oder ich mich nicht verspreche. Räuspern, Versprechen, undeutlich Sprechen usw., das alles bedeutet nochmals Sprechen. Auch ein Satz, der Dir nicht gefällt, bedeutet nochmals, besser jetzt gleich, denn eine Ausbesserung später ist viel aufwändiger. Du solltest Dir alle Sätze so aufschreiben, dass Du sie auch sprechen kannst. Kann man ja schon beim Schreiben probieren. Stellst Du beim Sprechen fest, dass das nicht funktioniert, dann musst Du den Satz umbauen oder anders schreiben. Beim Sprechen solltest Du nicht zu leise sein, alles deutlich aussprechen, nicht zu langsam sprechen und auch möglichst immer den gleichen Abstand zum Mikrofon haben. Am Anfang bist Du noch ungeübt, also solltest Du einzelne Sätze sprechen. Hast Du Dich versprochen, dann stoppst Du entweder das Aufnahmeprogramm und fängst von vorne an oder Du sprichst den Satz direkt nochmal. Ersteres macht jetzt mehr Arbeit, Zweiteres macht später mehr Arbeit, denn Du musst nachträglich die Sätze, die nicht passen, wieder elektronisch löschen. Versuche den Kommentar möglichst lebendig zu sprechen, dem Bild angepasst, so dass es nicht wie abgelesen klingt. Richtige Betonung, Stimme senken oder heben sind wichtig, dass es nicht zu monoton wird. Das wichtigste ist aber: es sollte natürlich klingen, Du solltest Dich beim Sprechen nicht verstellen, das wird Dir später beim Ansehen keiner abnehmen.

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Ein extra Sprechmikrofon, Vorverstärker und ein gutes Aufnahmeprogramm ist für Kommentar empfehlenswert, aber es geht auch mit dem eingebauten Kameramikrofon.

Ist der Kommentar gesprochen, so geht es an die Nachbearbeitung. Sind Kommentarpassagen zu leise, dann musst Du den „Level“ nachträglich erhöhen, ich benutze dazu oft die Funktion „maximieren auf 0 Db“ für alle gesprochenen Sätze. Ist ein Satz immer noch zu leise, dann regele ich nochmals manuell hoch. Klingt der Kommentar zu dumpf, dann kann man mit der Equalizer-Funktion noch viel verbessern, am besten Du nimmst die Bässe etwas raus und tust dafür mehr Höhen rein. Ich behelfe mir auch oft damit, dass ich die Geschwindigkeit auf 105% erhöhe, klinge oft lebendiger, gerade wenn man eine tiefe Stimme hat und langsam spricht. Mehr geht aber nicht, sonst wird daraus eine Piepsstimme wie bei Donald Duck. Dann solltest Du aber auch noch vorne und hinten soweit jede Stille herauslöschen, bei mir hört man oft am Anfang das Einatmen, das tue ich dann auch weg. Kein Filmer ist ein geborener Kommentarsprecher, aber beachtet man diese Tipps, dann klingt es schon viel besser als vorher gedacht.

Jetzt musst Du den Kommentar im Film positionieren. Ich hoffe, Du hast es vorher ausprobiert, dass das einigermaßen passt, wenn nicht, dann musst Du tricksen anfangen, wie ich das oft auch mache. Notfalls einzelne Wörter, oder ganze Sätze rausschneiden, denn nichts finde ich schlimmer, als dass der Kommentar überhaupt nicht zum Bild passt. Wenn ich die Lebensgeschichte des Elefanten erzähle, dann muss auch er und seine Familie im Bild sein und nicht das Löwenrudel. Bei der Vertonung eines Films ist für mich der Kommentar immer der erste Schritt, da ich dann Geräuschkulisse und Musikuntermalung danach anpasse.

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Die Nachbearbeitung vom Kommentar ist ein weiterer Schritt zum gelungenen Erstlingswerk. Auch den besten Satz lässt man lieber weg, als dass er nicht passt oder sogar Versprecher beinhaltet.

Geräuschkulisse

Jetzt kommt die Geräuschkulisse dran. Damit meine ich nicht nur den Originalton. Wenn dieser natürlich passt, umso besser, dann musst Du evtl. einzelne Passagen nur lauter oder leiser machen. Fährt ein Auto vom Bild raus, so sollte das Geräusch leiser werden oder eben umgekehrt. Ist das nicht der Fall, so musst Du eben anpassen. Film stellt keine Wirklichkeit dar, sondern muss stimmig sein, was die Geräuschkulisse angeht.

Sind zwischen einzelnen Aufnahmen die Originaltöne zu unterschiedlich, dann musst Du möglicherweise etwas nachhelfen. Ein beliebter Trick ist es, das Geräusch von einer Aufnahme über mehrere Aufnahmen zu ziehen, dazu muss natürlich die eine Aufnahme lang genug sein. Sind es wirklich nur Geräuschkulissen, die nicht unbedingt sichtbar sind, dann kann man weiter tricksen und z.B. eine Geräuschkulisse, die gelungen ist, mehrmals verwenden und dazwischen überblenden. Eindeutige Geräusche, die auch zu sehen sind, müssen natürlich passen, evtl. kannst Du sie noch verstärken. Geräusche, die aber nicht zu sehen sind, müssen weg und ersetzt werden. Das beste Beispiel sind dafür immer vorbeifahrende Autos. Sind diese in keinem Bild zu sehen, dann gehört das Geräusch auch nicht rein. Suche Dir am besten dann von Nachbaraufnahmen oder nicht gelungenen Bildern die Geräusche aus, die da besser passen.

Ein weiteres Problem im Film ist die Stille. Es gibt keine Stille im Film. Entweder Du musst Dir ein Geräusch, welches passt, von einer anderen Aufnahme besorgen, oder an dieser Stelle Kommentar oder Musikuntermalung haben. Ist nichts von allem vorhanden, dann hilft eine Geräuschschleife weiter. Dazu halte ich in meinem Fundus an Geräuschen immer ganz typische Geräusche parat, die gibt es auf vielen CDs auch zum Kaufen, oder man geht raus und nimmt sie selber auf. Straßenlärm klingt in allen Städten der Welt ähnlich, also kann ich mir notfalls auch für einen Film über New York den Straßenlärm von München ausleihen (Solange man da niemand Bayerisch reden hört). Manche Geräusche sind aber schon abgegriffen, z.B. das Quaken der Frösche an einem See. Trotzdem solltest Du beim nachträglichen Vertonen typische und passende Geräusche nehmen. Es hilft nichts, wenn ich eine Großaufnahme eines Elefanten habe und dazu das Brüllen des Tigers unterlege. Im Tiergarten beim Aufnehmen kann Dir das natürlich passieren, dass Du gerade den neugeborenen Affen im Gehege filmst und hinter Dir im Käfig brüllt gerade der Löwe. Der Film stellt aber nicht die Wirklichkeit dar und der Zuschauer kennt die Umstände nicht und da Du den Zuschauer nicht erschrecken willst, musst Du die Geräuschkulisse für den Film ändern, das Brüllen wegtun und lieber ein unverfänglicheres Geräusch nehmen. Geräusche verändern oder verstärken die Aussage Deiner Bilder, darüber musst Du Dir im Klaren sein. Möchtest Du dem Zuschauer suggerieren, dass der Löwe das Affenbaby auffrisst, dann kannst Du das gerade beschriebene Geräusch ja drin lassen. Es kommt also immer auf die Situation und die gewünschte Aussage des Bildes zusammen mit dem Geräusch an.

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Nichts ist störender, als ein Geräusch, das man nicht sieht. Geräuschkulissen müssen passen und dafür ist jeder Trick recht. Stille gibt es im Film nicht, wenn also kein Geräusch da ist, muss eines her.

Jetzt ist also die Geräuschkulisse fertig, alle Geräusche sind stimmig und unterstreichen oder ergänzen die Aussage im Bild. Jetzt fehlt noch die Musikuntermalung. Trägt sich der Film ohne Musik, so bist Du jetzt schon fertig und kannst im nächsten Teil weiterlesen.

Musikuntermalung

Musik im Film, darüber sind schon viele Bücher geschrieben worden. Ich will Dir hier aber nur einige einfache Tipps geben, wie man Musik in seinem Film sinnvoll unterbringt, dazu musst Du kein Musiker sein.

Als ersten Schritt musst Du Dir überlegen, an welcher Stelle im Film eine Musikuntermalung benötigt wird. Der wichtigste Grund ist immer, dass ich die Aussage der Bilder durch die Musik verstärken will oder zumindest abrunden will. Wenn ich also das Gefühl habe, ohne Musik wirkt eine bestimmte Passage im Film nicht, dann überlege ich, welche Musik ich nehmen sollte. Vollkommen ungeeignet als Musikuntermalung sind Hits, die jeder kennt und vor allen Dingen gesungene Stücke. Die Stimme eines Sängers oder Sängerin lenkt vom Bild ab, außer natürlich, wenn beide Aussagen stimmen, die Stimme das Bild unterstützt oder Du machst ein Musikvideo. Im Normalfall wirst Du aber als Musikuntermalung ein Instrumentalstück nehmen. Ein Hit egal ob modern oder klassisch, also ein Lied, das jeder oder viele kennen, ist meistens ungeeignet. Warum aber eigentlich? Weil ein Hit meistens ablenkt, unpassend ist oder viel stärker als Dein Bild. Schließlich ist ein Hit ein Hit geworden, weil er vielen Leuten gefallen hat. Deinen Film hat aber noch keiner gesehen, also wird sich jeder Zuschauer auf den ihm schon bekannten Hit konzentrieren und Dein Bild gar nicht mehr wahrnehmen. Ein Beispiel: Die Moldau von Smetana zur Moldau in Prag zu spielen ist ok, aber eigentlich können Deine oder meine Bilder nicht mit der Musik eines Bedrich Smetana mithalten. Viel schlimmer ist es allerdings, wenn Du die Moldau zu Aufnahmen der Isar in München spielst. Wenn Du das verstanden hast, dann wirst Du den Fehler auch nicht machen. Bei Filmmusiken ist es ähnlich. Versuche nicht die Filmmusik zu Hitchcock´s „Vögel“ oder die Erkennungsmelodie von James Bond oder die Titelmelodie zu „Titanic“ in Deinen Filmen unterzubringen. Das wird nicht klappen. Unbekanntere Filme und ihre Musik sind da schon eher geeignet und können Deinen Film in der Aussage unterstützen. Du kannst natürlich auch zu einem Musiker gehen und ihn darum bitten, für Deinen Film eine Musik zu komponieren. Das Problem aber ist, dass Du entweder einen guten Musiker in Deinem engen Bekanntenkreis haben musst oder viel Geld, Zeit und Geduld mitbringen musst. Es muss ja schließlich nicht nur ein Musiker, sondern auch ein Komponist ist, oder er ist so gut, dass er sogar zum Film improvisieren kann.

Ein kurzer Absatz hier noch zum Thema GEMA. Die GEMA vertritt in Deutschland die Rechter der Musikautoren und das darf man nicht außer Acht lassen. Wenn Du Deinen Film allerdings nur in Deinem engsten Familien- oder Bekanntenkreis zeigen willst, brauchst Du Dir darüber kein Kopfzerbrechen machen. Solltest Du aber vorhaben, Deinen Film öffentlich aufzuführen, dann musst Du Dir die Rechte an jedem Musikstück, dass Du verwendest, bei der GEMA kaufen. Außerdem musst Du für jede öffentliche Aufführung Gebühren an die GEMA abführen. Ausnahme ist der BDFA, denn für die Aufführung hat der BDFA einen Vertrag mit der GEMA abgeschlossen, nicht allerdings für die Rechte. Nun gibt es eine einfache Möglichkeiten, das zu umgehen: Man verwendet GEMA freie Musik, also Musik von Autoren, die nicht von der GEMA vertreten werden. Einfach Suchbegriff googeln, Treffer gibt es genug, allerdings musst Du Dir die Bedingungen immer genau durchlesen. Meistens sind diese CDs oder Downloads für nicht-gewerbliche Nutzung relativ günstig. Es gibt auch Musikportale wie z.B. www.jamendo.com, dort stehen die Musikstücke unter der CC Lizenz, was je nach Art der Lizenz bedeuten kann, dass man sie im nicht-kommerziellen Rahmen gegen Autorennennung ohne Gebühren verwenden darf. Bei kommerzieller Nutzung muss man natürlich zahlen. Es gibt noch mehr solcher Portale und vielfach kommt man direkt auf Musikerseiten und kann sich mit den Musikern in Verbindung setzen.

Hast Du also nun alle passenden Musikstücke zusammen, die Du im Film verwenden möchtest, so musst Du sie nun zum Film passend machen. Mit Überblendungen in Musik arbeite ich selten, klingt meistens nicht gut, man sollte die Musik ausklingen lassen oder unter einem Kommentar wechseln, damit das der Zuhörer gar nicht merkt. Ein Film sollte nicht mitten in einer Musik anfangen, genauso wie ein Musikstück am Ende des Films auch zu Ende sein sollte. Das unterstützt auch nochmals die Aussage, dass der Film nun zu Ende ist. Genauso ist es bei Ab- und Aufblendungen. Ab und zu ist ein Musikstück auch einfach zu lang und dann trickse ich manchmal. Unter einem Kommentar überspringe ich ein Stück der Musik, ohne dass es der Zuhörer merkt, wenn es im Takt geschieht.

Musik hat genauso wie Bilder im Film eine Aussage und Dir muss es gelingen, beides in Einklang zu bringen, was aber oft recht schwer ist. Wenn Du aber, wie schon bei den Geräuschen die wichtigsten Punkte beachtest, dann ist schon viel gewonnen. Zu viel Musik im Film kann aber auch ins Negative gehen, Du musst eigentlich immer die richtige Balance zwischen Kommentar, Geräuschkulisse und Musikuntermalung finden.

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Musikuntermalung ist immer dann sinnvoll, wenn es die Aussage der Bilder unterstreichen oder verstärken soll. Zu viel und zu unterschiedliche Musikuntermalung kann in einer nicht erkennbaren Musiksoße enden und der Aussage des Films abträglich sein.

Einen letzten Tipp zur Vertonung möchte ich an dieser Stelle aber noch loswerden: Die Abmischung zwischen Kommentar, Geräuschkulisse und Musikuntermalung ist wichtig. Meistens wirst Du die Geräusche komplett leiser machen müssen, sonst hört man Kommentarstimme und Musik nicht mehr im richtigen Verhältnis. Wenn Kommentar anliegt, bildet man eine sog. „Wanne“, d.h. Musikuntermalung leiser machen, damit man den Kommentar hört. So mache ich das in den meisten Fällen, andere machen die Musikuntermalung grundsätzlich leiser, dann kämpft die Musik aber wieder mit den Geräuschen, die auch nicht zu leise sein dürfen. Also es muss stimmig sein. Hast Du hier Fehler gemacht, so wirst Du Dich anschließend bei jeder Vorführung ärgern und den Ton dauernd verstellen.

Und ein allerletzter Tipp: Probehören sollte man nicht mit den 1 Watt Lautkrächzern am PC. Entweder etwas mehr in die PC Soundanlage stecken, oder an der Musikanlage anschließen, da klingt ein Film dann manchmal ganz anders und man hört auf einmal Stimmen und Geräusche, die über den PC Lautsprecher nicht zu hören waren.

Damit ist der Film nun fertig. Gratulation, Du hast gerade Deinen ersten Film fertiggestellt. Nun folgt noch im letzten Teil die Ausgabe.

Zum Kapitel 7 – Ausgabe

Filmen für Anfänger – 5. Schnitt

0_thumbnailDu hast nun die Materialsichtung hinter Dir und alle Szenen sauber in verschiedene Ordner eingeteilt. Diese Einteilung ist ziemlich unabhängig vom jeweils gewählten Schnittprogramm, denn die Order sollten von jedem Schnittprogramm unterstützt werden.

Nun heisst es einzelne Szene anzupassen und zu kürzen, also mit einem sogenannten Rohschnitt anzufangen. Im vorigen Teil hast Du zwar schon alle nicht brauchbaren Aufnahmen aussortiert, aber jetzt hast Du noch alle guten Aufnahmen in der original aufgenommenen Länge drin. Da sind also Szenen noch drin, die zu lang sind, deren Anfang oder Ende nicht gut ist, weil Du z.B. die Kamera schon nach unten gezogen hast aber diese noch auf Aufnahme stand. Allgemein kann man zu Szenenkürzungen sagen, alle Szenen, die einen Ablauf zeigen, sollten so gekürzt werden, dass sie beim Beginn eines bestimmten Ablaufs beginnen und am Ende des Ablaufs aufhören, alles Überflüssige davor und dahinter kann weg. Ebenfalls sollte alle Aufnahmen gekürzt werden, deren Anfang oder Ende nicht „gut“ ist. Handelt es sich um Schwenks, so sollten auch überflüssige Teile weggeschnitten werden, aber auf jeden Fall den Schwenk von Anfang bis Ende noch erhalten. Bei Totalen sollte man maximale Längen von 5 bis 8 Sekunden wählen, eher kürzer, sonst wird es schnell langweilig. Ausser es kommt ein Kommentar rein, der die Szene erklärt, dann kann sie auch länger stehen bleiben. Nahaufnahmen jeder Art sollten nicht länger als 4 Sekunden sein, ausser es passiert ein Ablauf, dann lässt man den Ablauf stehen.

Wie mache ich das alles aber im Schnittprogramm? Nun ganz einfach. Jedes Schnittsprogramm erlaubt es einen Szenenanfang („In“) und ein Szenenende zu bestimmen („Out“). Also holst Du Dir Szene für Szene diese in ein Vorschaufenster und kürzst entsprechend. Beim digitalen Schnitt hast Du ja den Vorteil, dass Du nicht wirklich und real schneidest, wie beim analogen Film, Du hast also später jederzeit noch die Möglichkeit, auch Szenen, falls notwendig, wieder zu verlängern.

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Der erste Teil des Rohschnitts besteht aus dem Kürzen aller verwendbaren Szenen auf eine Länge, die voraussichtlich im späteren Film auch verwendet werden kann.

Nun sind also alle Szenen entsprechend gekürzt und angepasst. Im nächsten Schritt machst Du einen Rohschnitt. Rohschnitt bedeutet, dass alle Szenen, die Du verwenden möchstest hintereinander in einem Szeneneditor oder in der Timeline abgelegt werden. Natürlich kannst (oder musst sogar) einzelne Szenen später nochmals umstellen, aber die Geschichte steht dann ja und Du machst es, um Deine Geschichte noch zu verbessern.

Nun hast Du Dir ja beim Filmen ja schon bereits einen Ablauf oder eine Geschichte vorgestellt, Du musst sie jetzt nur noch umsetzen, indem Du alle Szenen in der für Dich richtigen Reihenfolge zusammensetzt. Dabei solltest Du natürlich filmische Gesichtspunkte nicht ausser Acht lassen. Heisst also, Achsensprünge zu vermeiden, oder zumindest durch Zwischenaufnahmen (die Du hoffentlich gemacht hast) filmisch zu begründen. Wenn es sich um einen Ablaufvorgang handelt, dann solltest Du natürlich auch auf die Kontinuität (engl. „Continuity“) achten, der Ablauf sollte also logisch und nachvollziehbar sein.

Beispiel: Eine Person nimmt ein volles Glas Wasser, trinkt, sagt etwas, trinkt wieder und legt dann das leere Glas Wasser weg. Die Person sollte also kein leeres Glas nehmen und dann ein volles weglegen und auch dazwischen sollte das Glas Wasser nicht voller, sondern leerer werden. Voraussetzung ist natürlich, dass man das auch schon richtig gefilmt hat. Schaffst Du das nicht, eine für den Zuschauer nachvollziehbare Reihenfolge zu schaffen, dann solltest Dir überlegen, ob Du eine solche Szene nicht weglässt. Beim professionellen Kinofilm redet man von Anschlussfehlern (eben „Continuity“). Das passiert den besten Regisseuren und bei den teuersten Filmen und man findet im Internet dafür genug Beispiele.

Beispiel aus „Casino Royal“: James Bond steigt in sein Auto, öffnet das große Kuvert und lässt die Autotür offen. In der nächsten Szene holt er die Pistole aus dem Handschuhfach, lädt sie durch und dabei sieht man eine geschlossene Autotür. Dann steigt er wieder aus dem Auto aus und braucht die Tür nicht zu öffnen, da sie schon wieder offen ist.

Ich hoffe, das Beispiel zeigt deutlich, dass man beim Schneiden schon während des Filmens auf die Anschlüsse achten sollte. Ist es passiert, so muss man nur noch entscheiden, ob das so wichtig ist, dass man die Szene trotzdem verwendet oder dann doch weglässt.

Beim Zusammenstellen der Aufnahmen zu Szenen solltest Du Dir auch schon überlegt haben, ob da ein Kommentar, also eine Erklärung bzw. Beschreibung der Szene reinkommt. In diesem Fall kannst Du ja schon den Kommentar in etwa vorsagen, damit bekommst Du ein gutes Gefühl, ob die zusammengestellte Szene für den Kommentar evtl. zu kurz ist.

Wie ist es mit den Geräuschen? Kann ich die lassen, oder müssen die ersetzt werden? Soll da Musik rein? Auch diese Fragen solltest Du Dir beim Rohschnitt stellen, weil Du da zumindest schon Vorbereitungen für die spätere Vertonung machen kannst. Ist der Originalton zur Aufnahme zu schlecht, dann suche Dir schon mal aus benachbarten Aufnahmen ein Originalton, der besser verwendbar ist und auch passt. Du findest oft besseren Originalton auch in aussortierten Aufnahmen, die zwar vom Bild schlecht sind oder nicht passen, aber vom Ton. Denke daran, ein Film besteht nicht nur aus dem Bild, sondern zu einem großen Teil auch aus dem unterlegten Ton, egal ob das Hintergrundgeräusche, Kommentar oder Musik ist.

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Der zweite Teil des Rohschnitts besteht aus dem Zusammenstellen der einzelnen Aufnahmen zu einem Ablauf einer Szene, bzw. zu einer Geschichte. Auch Nah- und Zwischenaufnahmen sollten schon in der richtigen Reihenfolge sein. Dabei solltest Du auch schon grundsätzlich auf den Ton achten.

Den Rohschnitt hast Du nun also fertig. In nächsten Schritt willst Du feintunen, also den Feinschnitt machen. Das ist oft an dieser Stelle noch gar nicht möglich, weil Du den Kommentar noch nicht hast oder auch noch nicht die Musik, die Du verwenden möchtest, ausgesucht hast. Oft kann man den letzten Feinschliff beim Bild erst danach machen. Macht aber nichts, die Punkte, die Du hier erfährst, kann natürlich auch später nochmals anwenden, der Feinschnitt besteht oft aus zwei Phasen.

Zwischenspiel: Titel

Du hast vor dem Feinschnitt noch was zu erledigen. Auch der kleinste Film und auch Dein erster Film sollten einen Titel haben, am Anfang und am Ende des Films. Am Anfang solltest Du hinschreiben, wie Dein Film heißt und wer ihn gemacht hat und wer alles mitgeholfen hat. Also erst einen Titel suchen. Bei Anfängern sind Titel wie „Impressionen…“, „Rund um…“, „Spaziergang durch“ usw. recht beliebt. Die sind nicht schlecht, ich verwende sie manchmal noch heute. Wenn Du etwas kreativer sein willst, dann suche Dir einen Titel aus, welcher den Film und das was im Film passiert, gut beschreibt. Jeder einfacher, einprägsamer und genauer der Titel, desto mehr werden sich die Zuschauer später an Deinen Film erinnern. Ein Titel ist die Visitenkarte Deines Films. Sie sollte also sauber gestaltet sein in einer für den Film passenden Schriftart und möglichst alles Wichtige über den Film aussagen. Den kompletten Titel schreibst Du sinnvoller Weise in einer einzigen Schriftart. Entweder auf schwarzen oder farbigen Hintergrund oder über ein „stilles“, also stehendes Bild. Dann sollte aber im Bild für den Titel noch Platz sein, also möglichst kein Bild mit viel Detailreichtum. Am Ende des Films schreibst Du entweder nur nochmals zur Erinnerung, von wem der Film ist oder einfach ein © Zeichen mit Jahr und Namen. Jahr ist wichtig, denn das dient mir später als Erinnerungsstütze, wann ich den Film gemacht habe. Bei kleinen Filmen oder bei Kurzfilmen meinen die Zuschauer manchmal, dass der Abspann mit allen Beteiligten zu lang ist. Trotzdem, Du solltest ihn so kurz wie möglich machen aber niemand vergessen. Wenn die Oma Dir während des Filmens Brötchen gebracht hat, dann solltest Du sie im Film erwähnen, schließlich hat sie unbewusst das „Catering“ übernommen und sie wird sich riesig freuen, wenn sie erwähnt ist. Ein Freund, der drei Stunden beim Filmen die Lampe gehalten hat, wird ziemlich enttäuscht sein, wenn er im Abspann nicht steht und schließlich willst Du ihn bei der nächsten Produktion auch wieder dabei haben. Du siehst, man darf niemand vergessen, dass ist so, wie wenn Du zu Deiner Hochzeit einen wichtigen Verwandten vergisst einzuladen, das wirst Du noch Dein ganzes Leben lang hören. Genug zum Titel, Hauptsache Du hast einen passenden gefunden und am Filmanfang eingeblendet.

Im Feinschnitt bestimmst Du als erstes die Schnitte. Die einzelnen Aufnahmen sind ja schon in der richtigen Reihenfolge, aber die Übergänge zwischen einzelnen Aufnahmen und auch zwischen den verschiedenen Szenen müssen noch weiter getunt werden. Ein Übergang ist in den allermeisten Fällen ein harter Schnitt von einer Aufnahme zur Nächsten. Die Schnittprogrammhersteller liefern zwar oft tausende verschiedene Übergänge mit, die meisten davon sind aber kaum für einen Film geeignet, denn ein Film wird nicht besser, wenn man einen tollen Übergang einbaut. Wenn Geschichte und Ablauf der Aufnahmen stimmen, wird man kaum einen Effekt benötigen, denn der harte Schnitt zwischen zwei Aufnahmen ist fast immer der beste Effekt.

Beispiel: Das beste Beispiel der gesamten Filmgeschichte ist für mich immer noch der harte Schnitt im Film „2001″ von Stanley Kubrick. Er überbrückt damit Millionen von Jahren, indem er von den Affen zum Raumschiff schneidet. Keine Überblendung, nichts, harter Schnitt.

Ausnahmen meiner Regel für den harten Schnitt gibt es natürlich. Ein neuer Tag kann genauso mit einer Aufblendung anfangen, wie ein Tag mit einer Abblendung zu Ende gehen kann. Das gilt natürlich auch für den Filmanfang und das Filmende, hier kannst Du diese Art von Effekten immer verwenden. Ein weiterer Effekt, den man noch verwenden kann, ist die Überblendung und zwar ganz einfach ohne jeden Schnickschnack Effekt. Einsetzen kannst die Überblendung immer dann, wenn Du im Film Realzeit vergeht, also zwischen den Aufnahmen Stunden, Tag oder auch Jahre vergehen und Du das filmisch verdeutlichen willst. Ein Ortswechsel ist seltener für Überblendungen geeignet und einen Ablauf am gleichen Ort und zur gleichen Zeit solltest Du nicht durch eine Überblendung zunichte machen.

Etwas Anderes sind natürlich Effekte im Sinne von „Special Effects“, die wirst Du in Deinem Film aber sicher etwas seltener haben. Einfache Effekte sind z.B. eine Landkarte, wo man seine Reise dokumentiert und möglicherweise auch mit Realaufnahmen überblendet. Efefkte können aber auch Aufhellung oder Richtigstellung der Farben sein, das gehört aber schon eher in die Fortgeschrittenenecke, darauf gehe ich hier nicht näher ein.

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Der Titel ist die Visitenkarte zu Deinem Film. Sie sollte also sauber gestaltet sein in einer für den Film passenden Schriftart und möglichst alles Wichtige über den Film aussagen. Feinschnitt besteht oft aus zwei Phasen, der vor der Vertonung und der nach der Vertonung. In beiden Phasen gelten aber die gleichen Regeln.

Die erste Phase des Feinschnitts ist jetzt fertig und falls Dein Film keinen Kommentar und keine Musik hat, dann hast Du schon jetzt den fertigen Film von Dir. Die Ausgabe des Films beschreibe ich in einem weiteren Teil meiner Serie „Filmen für Anfänger“.

Zum Kapitel 6 – Vertonung

 

Filmen für Anfänger – 4. Materialsichtung

System PerformanceDu bist gerade vom Filmen nach Hause gekommen, die ersten Gehversuche hinter der Kamera sind also absolviert und bevor wir uns gemeinsam an das Schneiden des Films machen, wollen wir eine erste Materialsichtung vornehmen und dabei überprüfen, ob Du alles beachtet hast, was ich Dir im letzten Teil versucht habe, nahe zu bringen. Es gibt beim Filmen einige Regeln, die man beachten sollte, aber es gibt auch einige Regeln, was man unbedingt vermeiden sollte. Das gilt auch schon für die ersten Gehversuche. Je früher man alles richtig macht, desto besser. Schau Dir also einfach in aller Ruhe die Aufnahmen an, die Du gedreht hast und überlege Dir bei jeder Aufnahme, ob sie für Deinen Film „verwendbar“ ist. Positivkriterien sind die Regeln aus dem Teil 3 und Negativkriterien sind die Punkte, die ich weiter unten aufzähle.

Hier geht es also um eine Materialsichtung, welche Aufnahmen Du für Deinen Film verwenden kannst und welche Du weglassen solltest. Am besten überspielst Du alle Deine Aufnahmen erstmal von der Kamera auf Deinen PC oder Schneidegerät. Eine erste Sichtung kann auf dem PC ohne den Einsatz eines Schnittprogramms erfolgen, indem Du die Szenen beurteilst und in verschiedene Ordner verschiebst. Am besten Du erstellt erstmal Ordner für die verschiedenen Sequenzen, die Du gedreht hast, damit werden die Szenen später beim Schneiden einfacher auffindbar. Falls alle Aufnahmen in einer Datei sind, musst Du technisch erst ein Szenentrennungsprogramm bemühen, um jede einzelne Aufnahme als eine Datei vorliegen zu haben.

Sequenzordner sind also Ordner, die dazu dienen, Deine Aufnahmen grundsätzlich zu unterteilen. Beim Kindergeburtstag können es genau die Punkte sein, die ich im vorigen Teil erwähnt habe, was also hintereinander alles passiert ist. Bei einem Stadtbummel könnte das als Beispiel etwa so ausschauen:

Beispiel für Sequenzen beim Stadtbummel

  • Besuch Kirche 1
  • Besuch Kirche 2
  • Die Burg
  • Alles am Rathausplatz
  • Fußgängerzone
  • Musikant in der Fußgängerzone
  • Straßenmaler

Mit dieser Sequenzaufteilung löst man sich auch vom Gedanken, das alles im Film in der Reihenfolge sein muss, wie es gefilmt wurde. Mag das noch beim Kindergeburtstag notwendig sein, so ist das bei einem Stadtbummel auf jeden Fall egal. Hier geben die filmischen Höhepunkte den Ausschlag für die Reihenfolge. Dazu aber mehr beim Schnitt und Montage im nächsten Teil. Als Unterordner dieser Sequenzordner kannst Du Dir dann Ordner etwa folgende Ordner anlegen:

  • Notwendig – Alle Aufnahmen, die für den Film absolut notwendig sind und die zumindest die Grundvoraussetzungen erfüllen
  • Zwischenaufnahmen – Alle Nahaufnahmen und Details, die gut sind und damit als Zwischenszenen dienen können
  • Nice To Have – Alle restlichen Aufnahmen, die „gut“ sind, aber nicht unbedingt im Film sein müssen

Jetzt gehst Du jede Aufnahme durch und sortierst sie ein. Aufnahmen, die im ursprünglichen Ordner verbleiben, sind voraussichtlich „Abfall“, also nicht gelungene Aufnahmen. Die kannst auch gleich wieder löschen.

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Verteile Deine Aufnahmen bei der ersten Matrialsichtung auf verschiedene Sequenzordner. Innerhalb der Sequenzordner sollten nur „verwendbare“ Aufnahmen sein und nochmals nach verschiedenen Verwendbarkeitskriterien unterteilt sein.

Eine Aufnahme sollte gewisse Mindestkriterien erfüllen, damit Du sie bedenkenlos in Deine Sequenzen aufnehmen kannst. Tut es das nicht, solltest Du genau überlegen, ob Du diese Aufnahme wirklich brauchst. Ich drehe jetzt die Geschichte mal um und wir schauen uns gemeinsam einige Negativkriterien an, also das, was Deine Aufnahme nicht haben sollte.

Negativkriterien bei der Materialsichtung

Unscharfe Aufnahmen
Eine unscharfe Aufnahme ist eine Aufnahme, bei der das Objekt, was Du filmen wolltest unscharf ist. Solche Aufnahmen sollten gleich gelöscht werden. Das hat nichts mit Schärfentiefe zu tun. Ist nur die Umgebung unscharf abgebildet, das Objekt aber richtig, dann gibt es keinen Grund für eine Aussortierung. In den allermeisten Fällen wirst Du bei den ersten Gehversuchen die Schärfeautomatik der Kamera benutzt haben, in den meisten Fällen wird das auch gutgegangen sein. Aber manchmal stellt die Automatik nicht auf das richtige Objekt scharf und ab und zu sieht man das weder auf dem Display noch im Sucher. Deshalb sollte die Sichtung ja auf einem großen Monitor oder Fernseher erfolgen, dann entdeckt man solche unscharfen Aufnahmen. Ist die Aufnahme trotzdem essentiell für den Film, dann muss man überlegen, ob es vertretbar ist. Besser wäre es gewesen, wenn Du eine solche essentielle Aufnahme möglichst mehrmals drehst.

Unruhige Aufnahmen
Eine unruhige Aufnahme ist eine Aufnahme, die einfach zu viel verwackelt ist. Das ist allerdings subjektiv, denn wenn sich das Objekt bewegt, muss auch die Kamera nicht unbedingt ruhig sein, da das der Zuschauer im Ablauf nicht merken wird. Filmt man aber eine Totale mit einer Landschaft, dann sollte die Kamera auch ruhig sein. Also hast Du die Szene entweder vom Stativ gedreht, oder die Kamera aufgelegt oder im vollen Weitwinkel aus der Hand gedreht und der Stabilisator der Kamera hat die Unruhe ausgeglichen. Nichts ist im Film schlimmer, als eine verwackelte Kamera, solche Aufnahmen gehören aussortiert. Natürlich gibt es Ausnahmen von der Regel und eine Verwacklung kann gewollt sein, wenn z.B. jemand ein Erdbeben simulieren will. Das wird aber bei einem Stadtrundgang kaum der Fall sein. Wenn Dich anschließend bei der Filmvorführung jemand frägt, ob es in der Stadt während des Filmens ein Erdbeben gegeben hat, spätestens dann weisst Du, die Aufnahme hätte rausgehört.

Verreissen der Kamera
Ein weiteres Kriterium ist das Verreissen der Kamera (oder schnelle Schwenks) ohne einen bestimmten Grund dafür zu haben. Ist es passiert, dass Dich während des Filmens jemand angerempelt hat und Du damit die Kamera verrissen hast, dann mache die Aufnahme nochmal. Hast Du während des Filmens auf einmal eine neue Szene gefilmt, ohne dazwischen die Kamera abzuschalten, dann ist das kein Problem, wir werden die Aufnahme beim Schnitt entsprechend kürzen. Aber ein Verreissen oder ein schneller Schwenk, da musst Du schon eine gute Begründung haben, damit ich das im fertigen Film später akzeptieren kann.

Verfolgen eines Vorganges wie mit den Augen
Ein typischer Anfängerfehler beim Filmen ist das Verfolgen eines Vorganges wie mit den Augen. Da musst Du Dir beim Filmen einfach darüber klar werden, dass das Auge nicht Dein Filmobektiv ist. Wenn Du mit den Augen eine Szenerie verfolgst, gehen die Augen hin und her. Für die Aufnahme heisst es, mehrere Aufnahmen der Szenerie zu machen und sie anschließend beim Schnitt hintereinander zu montieren. Eine Ausnahme sind natürlich Fahraufnahmen. In dem Fall ist die Kamera auf einem Objekt, das sich bewegt, zu Fuß, per Fahrrad, per Auto, per Bahn oder sonstwie. Am wirkungsvollsten ist eine solche Aufnahme, wenn sich auch das gefilmte Objekt bewegt, das nennt man dann eine Verfolgungsfahrt, diese wirst Du aber bei Deinen ersten Gehversuchen kaum machen, deshalb reden wir darüber viel später.

Falscher Bildaufbau
Der Bildaufbau beim Film orientiert sich allgemein an der Fotografie. Ein falscher Bildaufbau beim Foto wird sich also bei einer Filmaufnahme genauso negativ auswirken. Gestandene Fotografen, die Filmen anfangen, können also ruhig diesen Absatz überspringen. Was ist aber ein guter Bildaufbau? Bedenke einfach, dass sich das, was der Zuschauer sieht, auf den Bildausschnitt begrenzt, er hat nicht die Informationen, die Du hast, weil Du live dabei bist. Das heisst jetzt natürlich nicht, dass Du nur Totalen machen solltest, damit der Zuschauer alles sieht, denn das geht gar nicht. Aber Du solltest die wichtigsten Regeln beachten: Eine Aufnahme, je totaler sie ist, sollte einen Vordergrund und einen Hintergrund haben. Der Horizont sollte dann möglichst gerade sein, Du willst ja dem Zuschauer schließlich nicht vermitteln, dass das Meer ausläuft oder die Ebene eine ziemliche Steigung ist. Auch sollte nach einer Grundregel der Horizont nicht unbedingt in der Mitte sein. Wenn Du einen Menschen aufnimmst, dann sollte er Kopf- und Kinnfreiheit haben, sonst schaut es aus, als würde sich dieser Mensch an den Bildrändern anstoßen. Ausnahme ist natürlich die Detailaufnahme, aber da sieht man dann nur ein Auge oder einen Finger. Auch sollte die aufgenommene Person nicht direkt aus dem Bild schauen, sondern eine Beziehung zum Raum in der Blickrichtung haben.

Zoom ins Nichts
Als Filmanfänger spielt man gerne auch mit den Möglichkeiten des Zooms und macht öfters einen unvorbereiteten Zoom ins Nichts. Ich hoffe, Du hast bei Deinem ersten Gehversuch auf das Zoomen ganz verzichtet. Wenn nicht, dann hast Du nur von einer Szenerie rausgezoomt, das können wir möglicherweise für einen Sequenzübergang brauchen. Du hast auch reingezoomt? Wenn Du auf die Kirchturmuhr gezoomt hast, dann brauchen wir anschließend eine Aufnahme aus dem Kirchturm. Wenn Du sie nicht hast, kannst auch die Zoomaufnahme entsorgen. Hast Du auf die Eingangstür der Kirche gezoomt? Dann hast Du sicher auch Innenaufnahmen der Kirche. Einen solchen Zoom können wir also möglicherweise beim Film verwenden, wenn wir anschließend alles richtig hintereinander schneiden.

Filmbomber
In Abwandlung des amerikanischen Begriffes „Fotobomber“ habe ich gerade den „Filmbomber“ erfunden. Wer oder was ist das? Naja, ganz einfach, jemand stört Deine Filmaufnahme. Du filmst das fertige Bild auf dem Boden in der Fußgängerzone und ein kleines Kind springt darauf rum und verdeckt das Motiv. Diese Aufnahme kannst gleich entsorgen, ich hoffe, dass ist Dir schon beim Filmen aufgefallen und Du hast die Aufnahme noch einmal gemacht. Das Gleiche kann Dir natürlich am Meer beim Aufnehmen des Sonnenuntergangs passieren, wenn direkt vor Deiner Kamera jemand durchgeht, das komplette Bild verdeckt und evtl. auch noch den Autofokus der Kamera durcheinanderbringt. Für solche Fälle braucht man notfalls Bodyguards, die man aber auch aus der eigenen Familie rekrutieren kann und die die Szenerie „sauber“ halten.

Achsensprung
Kommen wir zum letzten Negativkriterium. Ich hoffe, Du hast schon während der Aufnahme an die 180 Grad Linie gedacht. Obwohl sie nur imaginär ist, ich hoffe, Du hast sie nicht bei den Aufnahmen überschritten und wenn doch, dann mit entsprechenden weiteren Aufnahmen, die das zeigen. Falls Du das nicht beachtet hast, haben wir beim Schneiden das Problem mit dem Achsensprung. Wir werden also nur die Aufnahmen aus jeweils einer Richtung nehmen, die anderen Aufnahmen werden wir entsorgen. Ist ja nicht so schlimm, aber möglicherweise wäre ja schöne Aufnahmen dabei, aber einen Achsensprung merkt jeder Zuschauer sofort. Wenn also einer frägt, ob Du mit einem Zug dauernd hin- und hergefahren bist, obwohl Du nur eine Hinfahrkarte gekauft hast, hast Du schlechte Karten und bist in Erklärungsnöten.

Jetzt hoffe ich natürlich, dass Dir nach der Materialsichtung noch genug Material übriggeblieben ist, damit ein Film daraus entstehen kann. Jetzt aber nicht gleich aufgeben, auch guten Kameramännern passiert mal, dass sie vergessen, den Objektivdeckel abzunehmen. Dann haben sie auch zuwenig Material.

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Sei ehrlich bei der Materialsichtung. Eine Aufnahme, die nicht gewisse Mindestanforderungen erfüllt, kann den Gesamteindruck des Films schon komplett stören. Gehe also die Negativkriterien durch und sortiere aus.

Das Ergebnis der Materialsichtung sollte bei Dir nun vorliegen, das heisst, wir haben alle Aufnahmen, die für den fertigen Film geeignet sind, in den verschiedenen Sequenzordnern und können uns nun im nächsten Teil an den Schnitt und die Montage unseres Films machen.

Natürlich sind meine Empfehlungen für die Materialsichtung und Sequenzaufteilung nur Tipps, wie man bei den ersten Gehversuchen schneller zum gewünschtem Ziel kommt. Es gibt Filmaufnahmen, die so unwiederbringlich sind, dass Du sie vielleicht doch in den fertigen Film aufnimmst, obwohl sie eigentlich nicht den Qualitätskriterien entsprechen. Je mehr man sich aber an die Tipps für die ersten Gehversuche hält, desto weniger solcher Aufnahmen wird es geben.

Zum Kapitel 5 – Schnitt

Filmen für Anfänger – 3. Erste Gehversuche

System PerformanceDie Kamera ist gekauft und Du möchtest jetzt gerne loslegen. Vielleicht hast Du meine ersten Tipps aus den Teilen davor befolgt wartest nicht mit den ersten Gehversuchen bis zum dem Ereignis, was Du dann filmen möchtest, sondern willst erst wirklich die ersten Schritte an einfachen Beispiele ausprobieren. Damit stellt sich auch schon die Frage: Was filme ich als erste Übung? Da gibt es natürlich viele Möglichkeiten. Die ersten Versuche sollen ja nicht in einem hollywoodreifen Film enden, aber Du möchtest natürlich auch schon etwas durchaus Vorzeigbares machen, sozusagen als Übung für das eigentlich zu filmende Ereignis. Also Kamera ausgepackt, Akku aufgeladen und los geht’s.

Möglichkeiten für die ersten Gehversuche:

  • Die Kirche und Umgebung in der Nähe
  • Der Wochenmarkt am Samstag vormittag
  • Das gerade stattfindende Volksfest
  • Die eigenen Kinder oder Enkelkinder beim Spielen
  • Ein Spaziergang entlang dem Fluss oder am See.
  • Ein besonderer Platz in einer Großstadt, der Dich interessiert
  • Ein Besuch im Zoo oder in einem Freiluftmuseum
  • Die Burg oder das Schloss in der Heimatstadt
  • Die Einkaufsstraße oder Fußgängerzone in Deiner Heimatstadt

Die Reihe könnte ich weiter fortsetzen, aber eins davon wird für Dich sicher dabeisein. Wichtig ist, dass Dich das, was Du für die ersten Gehversuche filmst, auch wirklich interessiert.

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Suche Dir für die ersten Gehversuche ein einfaches Thema aus Deiner Umgebung, was Dich besonders interessiert. Dabei sollte ein halber Tag für die Aufnahmen genügen.

Als Erstes sollte Dir gleich klar sein, dass Film nicht Realität ist. Film ist das, was Du Deinen Zuschauern zeigen willst. Ist das langweilig oder uninteressant oder technisch nicht anzuschauen, werden sich die Zuschauer schnell abwenden. Also muss ich Interesse erzeugen und meine Filmaufnahmen interessant machen und von den Geschehnissen nicht ablenken. Später bei der Nachbearbeitung (In einem der nächsten Teile) muss ich den Film natürlich auch so zusammenbauen. Aber zuerst brauche ich das Material dazu.

Bevor Du mit dem eigentlichen Filmen beginnst, solltest Du Dir einige grundlegende Gedanken machen, was Du filmen willst. Das soll kein Drehbuch sein, aber ich muss mir ja was vornehmen. Wenn ich in die Stadt zum Filmen gehe, dann sage ich mir als Beispiel: ich will die Kirche, den Wochenmarkt und das Zentrum zeigen. Damit hat mein Film bereits eine erste Gliederung. Wenn ich im Zentrum bin und dort malt ein Künstler wieder große Bilder auf den Boden, dann will ich das auch filmen, weil mich das interessiert und es auch schöne Bilder sind.

Daraus kann ich schon eine Geschichte aufbauen. Wenn ich nach meinen ersten Überlegungen keine Geschichte aufbauen kann, wird mein Film vermutlich aus Einzelaufnahmen bestehen, die keinen Zusammenhalt haben. Natürlich kann es sein, dass sich die Geschichte erst dann ergibt, wenn ich filme, was mir vor die Linse kommt. Aber eine oder mehrere kleine Geschichten sollten sich auf jeden Fall ergeben, damit daraus ein Film werden kann. Diese kleinen Geschichten werden in meinem Film dann zu jeweils einer Sequenz, denn die Aufnahmen werden in einem gedanklichen oder räumlichen Zusammenhang sein.

Beispiel Sequenzen beim Kindergeburtstag:

  • Familien mit ihren Kindern treffen ein, alle begrüßen sich
  • Die Torte kommt, alle singen „Happy Birthday“
  • Das Geburtstagskind pustet die Kerzen aus
  • Übergabe der Geschenke
  • Auspacken der Geschenke
  • Das Geburtstagskind schneidet die Torte an
  • Alle Kinder essen Torte
  • Alle eingeladenen Kinder spielen mit den erhaltenen Geschenken

Natürlich werden beim Kindergeburtstag noch viele andere Sachen passieren. Ergeben sich daraus Sequenzen, dann kann ich die ja dazwischen einbauen. Diese hier aufgeführten Sequenzen sind nichts überraschendes beim Kindergeburtstag, also kann ich mich schon darauf im Geiste vorbereiten.

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Suche Dir einzelne kleine Geschichten aus der Gesamtstory, das werden die Sequenzen in Deinem späteren Film.

Also filme ich meine Geschichte in kleinen Sequenzen, Häppchen sozusagen. Für jede dieser Sequenzen werde ich wie bei einer Geschichte üblich, eine Einleitung oder Übersicht und einen Höhepunkt. Nehmen wir doch mal den Künstler, der große Bilder in der Fußgängerzone malt.

Hier ist die filmische Geschichte:

  • Einleitung: Übersichtsaufnahme, die zeigt um was geht es, also Totale in Fußgängerzone,
  • Hinführung: mehrere Halbtotalen von Leuten, die kommen und auf den Boden schauen
  • Um wen geht es: Details auf den Künstler
  • Um was geht es: Details auf das unfertige Bild
  • Höhepunkt: das fertige Bild in einigen kurzen Details und dann Totale, wie alle das fertige Bild ansehen

Das wäre also mein Grobraster. Ich rede hier von Totale, Halbtotale und Details, das sind drei verschiedene Grundeinstellungen für Aufnahmen. Im Fortgeschrittenenkurs gehe ich genauer darauf ein. Halbtotale bedeutet ganze Person, Detail bedeutet ein kleiner Ausschnitt, z.B. Hand oder Pinsel beim Malen. Natürlich gibt es noch mehr Einstellungsarten, aber für den ersten Versuch reicht zu wissen, man sollte möglichst viele Details machen, das macht einen Film viel spannender als nur lauter Totalen. Ausserdem kann man Totalen viel schlechter hintereinander schneiden. Da Du am Anfang Leute gefilmt hast, die kommen und runterschauen, solltest Du jetzt auch ein paar Gegenschüsse bzw. Aufnahmen für Zwischenschnitte drehen, damit Du später einfacher schneiden kannst. Diese Art von Aufnahmen sollten immer Halbnah oder Nahaufnahmen sein, also eine oder mehrere  Personen ab Gürtel oder Brust aufnehmen, die interessiert zuschauen.

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Drehe möglichst viele Details und Nahaufnahmen, die machen den Film spannend, vergesse nicht, auch Gegenschüsse zu drehen und achte auf die Anschlüsse.

Aber Vorsicht bei dem Künstler und seinen Utensilien. Es gibt immer eine imaginäre Achse von 180 Grad, die man nicht überschreiten sollte, da der Zuschauer sonst meint, der Künstler malt jetzt von der anderen Seite. Das nennt man einen Achsensprung. Bei einer Fußballübertragung wechselt die Kamera auch nicht auf die Gegentribüne, sonst meint der Zuschauer, die Szenen wäre aus zwei verschiedenen Halbzeiten, einmal nach links und in der nächsten Szene nach rechts kicken. Wenn der Künstler einmal sein Werkzeug links und dann wieder rechts ablegt, dann muss ich das filmisch einmal einfangen, sonst kommt es zu einem Sprung in der Fortsetzung (engl. Continuity) der Geschichte. Du kennst doch die Fehler in den professionellen Filmen: Einmal ist der Zigrattenstummel kurz dann wieder lang, oder das Telefon zuerst links am Ohr und in der nächsten Aufnahme dann rechts am Ohr.

Du solltest auch einige Zwischenaufnahmen einplanen, damit man später einfacher schneiden kann und Sprünge in der Geschichte damit unsichtbar werden. Schließlich will man nicht eine Stunde lang aufnehmen, bis der Künstler sein Bild fertig hat. Also nimmt man Personen ab Gürtel oder Brust auf, die interessiert zuschauen. Oder man macht Detailaufnahmen der malenden Hand oder der daneben liegenden Utensilien, das kann man später alles für Zwischenszenen verwenden. Ausserdem wird die Geschichte durch die Zwischenaufnahmen spannender. Sie sollten aber von der Szenerie nicht ablenken, Du solltest immer nah dranbleiben.

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Drehe möglichst viele Details und Nahaufnahmen, die machen den Film spannend, vergesse nicht, auch Gegenschüsse zu drehen und achte auf die Anschlüsse.

Wenn die Szenen später zusammengeschnitten werden, dann muss es auch den Sehgewohnheiten entsprechen. Handlungsablauf muss also fortlaufend sein, Zeitverkürzungen sind mit Zwischenaufnahmen kein Problem. Schwieriger ist es, wenn ich statt einem malenden Künstler einen Musikanten filme, dann kommt noch die Tonspur dazu, auf die Du achten solltest. Schließlich sollen keine hörbaren Sprünge in der Musik sein. Das gilt aber auch für Nebengeräusche, ein vorbeifahrendes Auto, das man im Bild nicht sieht, ist mehr als störend. Am besten ist es, Du machst auch einige Aufnahmen einer Geräuschkulisse, dann kann man die störenden Geräusche evtl. später beim Tonschnitt ersetzen.

Sowohl in der Fotografie als auch beim Filmen redet man vom „goldenen Schnitt“. Dazu in einem der nächsten Kapitel. Wichtig ist im ersten Moment, dass man seine Aufnahmen von der Szenerie her „aufbaut“, also gerade bei Totalen und Halbtotalen das richtige Verhältnis von Vordergrund und Hintergrund findet. Damit bekommt das Bild eine entsprechende „Tiefe“. Hilfreich sind Gegenstände im Vordergrund, die nicht stören. Wie ist es mit Gesichtern? Bei Nahaufnahmen sollte die Augenhöhe etwas oberhalb einer gedanklichen Mittellinie des Bildes sein, sonst wirkt es unnatürlich und die Person sollte auch nicht komplette aus dem Bild schauen.

Noch was Wichtiges zu den Sehgewohnheiten. Am Anfang neigt man dazu, gerade Kinder oder sitzende Personen von oben zu filmen. Filmisch bedeutet es aber, ich bin überlegen und das macht die unterlegenen Personen nicht sympatisch. Besser ist es auf Augenhöhe (ebenbürtig) zu filmen, kann aber auf Dauer natürlich auch langweilig sein. Du musst Dir also etwas Abwechslung überlegen.

Eine weitere Anfängerneigung gerade bei den ersten Gehversuchen sind Schwenks und Zooms. Die sind nur dann ok, wenn sie berechtigt sind, also ich möchte zuerst die Farbkreide zeigen und folge dann der Hand mit dem Kreide in der Hand zum Bild, was gemalt wird. Nicht berechtigt wäre, wenn ich zuerst die Kreide zeige und dann zum Künstler schwenke, der seine Kreide gerade weglegt, ich habe also keinen Grund für den Schwenk, im Gegensatz, er lenkt ab. Noch schlimmer ist es mit Zooms. Ich zoome auf das Gesicht des Künstlers und zeige anschließend das Gesamtbild; das ist natürlich falsch. Hinzoomen heisst auf etwas aufmerksam machen, was ich in den nächsten Aufnahmen zeigen und erklären möchte. Ein Wegzoomen geht noch eher, wenn ich z.B. von einem Detail des Bildes wegzoome, um das ganze Bild zu zeigen, dann ist es durchaus begründet. Ein Zoom ist ja eigentlich eine optische Vortäuschung einer Fahrt, die keine Fahrt ist. Wenn jeder merkt, dass es keine Fahrt ist, dann war der Zoom auch falsch eingesetzt.

tipp5

Achte auf die Sehgewohnheiten, ebenso auf die Hörgewohnheiten. Am besten auf Zooms und Schwenks am Anfang verzichten. Eine Geschichte kann man filmisch immer ohne jegliche Zooms und Schwenks erzählen.

So jetzt haben wir gemeinsam schon viele wichtige Punkte für die ersten Aufnahmen durchgesprochen. Eines möchte ich aber noch loswerden. Ich werde immer gefragt, hast Du ein Stativ dabeigehabt. Ich sage oft nein, alles aus der Hand oder aufgelegt. Manchmal tue ich aber auch beim Schnitt nachhelfen, indem ich die Geschwindigkeit runtersetze, dann wirkt das Bild ruhiger, davon aber mehr beim Schnitt.

Die wichtigste Regel für die Kamera ist: Ist die Szenerie ruhig, was meistens bei den Totalen der Fall ist, dann sollte auch die Kamera ruhig sein. Natürlich ist dann ein Stativ am besten, aber man kann auch nachhelfen. Videokameras sind heute klein und man kann sie auch auflegen. Z.B. auf einer Mauer, auf einem Bank oder auch auf den Boden legen. Oder man hält die Kamera in der Hand und versucht den Körper ruhig zu halten. Man lehnt sich an einem Pfosten oder Laternenpfahl oder Hauswand an, der Unterarm dient dann fast als Stativ. Für solche Aufnahmen sollte man dann möglichst auch den Weitwinkel verwenden und nicht voll in den Zoom gehen. Ein einfacher Tipp ist auch, während der Aufnahme nicht zu atmen, da sich das auf die Körperbewegung und damit die Kamera auswirkt. Keine Angst, es erstickt ja keiner und ein paar Sekunden kann jeder die Luft anhalten, auch Du. Die nächste Stufe wäre dann ein kleines Stativ. Selbst ein 10-Euro-Stativ, das eigentlich für kleine Knipsapparate gedacht ist, bewirkt schon Wunder. Dann darf man aber während der Aufnahme, so wie auch beim Auflegen, die Kamera nicht berühren. Also entweder per Fermbedienung einschalten, oder man muss später den Anfang und das Ende der Aufnahme, wo es noch wackelt, einfach wegschneiden.

Wenn aber die Szenerie nicht ruhig ist, dann stört meistens die Hand Kamera wenig, ausser man macht Bewegungen, die den Bewegungen im Bild widersprechen. Wenn man ein Objekt mit der Kamera verfolgt, dann redet man von subjektiver Kamera und dann ist Wackeln in einem gewissen Rahmen sogar erwünscht.

Eine wichtige Regel ist auch, dass je mehr Weitwinkel, desto ruhiger die Kamera, ausserdem ist da das Anti-Wackelsystem der Kamera, was bei den neuen Kameras schon recht gut ist, sogaar hilfreich, weil es die Aufnahme noch mehr ruhigstellt. Erwarte aber keine Wunder davon. Eine verwackelte Aufnahme kann man nie ganz ruhig stellen, also schon bei der Aufnahme darauf achten.

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Ein Stativ musst Du bei den ersten Gehversuchen nicht mitnehmen, aber versuche die Kamera ruhig zu halten bzw. bei Totalen aufzulegen. Ist die Szene ruhig, so sollte auch die Kamera ruhig sein. Ein verwackelte Kamera kann nur eine beabsichtigt subjektive Kamera sein.

Damit wären wir mit der Theorie am Ende, jetzt solltest Du also die Kamera selber in die Hand nehmen und Aufnahmen machen. Natürlich sind meine Tipps nur Anhaltspunkte, wenn Du sie aber beachtest, dann wirst Du sehen, dass wir in einem weiteren Teil mit dem Schnitt wesentlich weniger Probleme haben und das dann schon Dein erster Film rauskommt, der durchaus für Zuschauer sehenswert sein wird. Und wenn Du genug Praxis gesammelt hast, kann es an die eigentlichen Aufgaben gehen, wofür Du die Kamera gekauft hast, also den Kindergeburtstag, die Hochzeit oder den Urlaub. Dann wünsche ich für die ersten Gehversuche mit der Kamera „Gut Licht“.

Im nächsten Kapitel werden wir dann gemeinsam nochmal die Sachen durchgehen, die Du unbedingt vermeiden solltest und dann machen wir uns an den Schnitt ran.

Zum Kapitel 4 – Materialsichtung

Filmen für Anfänger – 2. Selbsteinschätzung

diagram-08Warum kaufen die meisten Menschen eine Videokamera? Es gibt Hauptgründe, die ich immer wieder als Antwort höre. Wenn ich jetzt jemand bei den ersten Gehversuchen beraten will, dann muss ich mehr als diese eine Frage stellen. Leider verschwinden die meisten Videokameras nach den ersten Gehversuchen wieder in der Kiste oder werden dann bei Ebay verhökert, weil Mann/Frau nicht verstanden hat, dass eben kein Meister vom Himmel gefallen ist und dass auch Videofilmen erlernt werden muss, um zufriedenstellende Ergebnisse zu bekommen. Das sagt aber beim Kamerakauf kaum ein Verkäufer, er/sie ist ja schließlich nur am Verkauf und nicht an den Ergebnissen interessiert. Also muss man selber tätig werden. Auch hier ist ein Videoclub immer ein guter Anlaufpunkt. Ein Verzeichnis aller deutschen Clubs findet man auf: www.bdfa.de. Ebenfalls lohnt der Blick ins VHS Verzeichnis, in einigen Volkshochschulen werden immer wieder Videokurse angeboten.

tipp1

Bisher ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, auch Videofilmen muss man erlernen.

An dieser Stelle könnt ihr Euch diese Fragen auch mal stellen, um für sich eine erste Klassifizierung herauszufinden, wie die ersten Gehversuche aussehen sollten. Dabei setze ich natürlich immer voraus, dass ihr zum ersten Mal eine Videokamera kauft und keinerlei Vorkenntnisse zum Thema Filmen habt.

Hier meine Fragen, danach eine genauere Selbsteinschätzung und die möglichen Schlussfolgerungen für die ersten Gehversuche.

Meine erste Frage: „Warum willst Du Dir eine Videokamera kaufen?“

  • Ich möchte meine Kinder für das Familienalbum aufnehmen
  • Wie machen eine Reise und ich möchte meine Reiseerinnerungen festhalten
  • Mein Sohn / Meine Tochter heiraten, ich möchte das festhalten
  • Meine Oma hat Geburtstag und ich soll das auf Video festhalten

Meine zweite Frage: „Das geht doch aber auch mit Fotos?“ wird meistens so beantwortet:

  • Ja, aber ich möchte aber lebendige und bewegte Erinnerungen festhalten
  • Die ersten Gehversuche meines Kindes muss man auf Video festhalten, auf Fotos sieht man das nicht

Vom Hochzeitsfilm als ersten Gehversuch würde ich erstmal abraten, ausser man übt schon vorher sehr ausführlich, sonst wird Sohn/Tochter kein Gefallen daran finden. Es gibt genug Filmer, die die entsprechende Erfahrung für Hochzeitsfilme haben und das ist gar nicht so teuer, wie man allgemein annimmt.

Beim Familienalbum mit Kinder- oder Oma-Geburtstag sage ich immer „ja“, aber bitte vorher üben, denn es soll ja auch eine Erinnerung werden, die sich die Gefilmten auch später gerne anschauen. Bei Reiseerinnerungen sage ich natürlich auch ja, aber auch hier sollte man vorher „trocken“ üben, sonst wird man später keine Freude beim Anschauen der Reiseerinnerungen haben.

Meine dritte Frage: „Hast du schon mal fotografiert?“ wird inzwischen fast immer mit „Ja“ beantwortet, deshalb muss ich noch einige Zusatzfragen stellen, um beurteilen zu können, wo man bei den ersten Gehversuchen mit der Videokamera ansetzen könnte. Keine befriedigende Antwort ist für mich, wenn mir jemand groß und breit erzählt, was er/sie denn für eine tolle und teuere Kamera haben. Meistens lasse ich mir dann mal ein paar Fotos zeigen.

Sehe ich Fotos, wo man 90% Himmel sieht und die Landschaft nur als Silhouette, dann kann es ein künstlerisches Foto sein, meistens aber dann doch die Unkenntnis über den Bildaufbau. Sehe ich Fotos, wo Köpfe abgeschnitten sind, oder die Zusatzinformation bekomme: „rechts wäre meine Frau gewesen, die habe ich aber nicht draufgebracht“, so werden die ersten Gehversuche in Richtung eines richtigen Bildausschnitts gehen. Sehe ich 100 Fotos von der letzten Geburtstagsfeier, kann aber keine Person richtig erkennen, dann sollten die ersten Gehversuche in Richtung „Wie mache ich eine Nahaufnahme“ gehen. Sehe ich jedoch fotografisch anspruchsvolle Fotos, so werden meine ersten Gehversuche eher in Richtung „Verwendung von Zoom und Schwenk“ gehen, möglicherweise aber auch „Bewegung der Kamera oder des Objekts“. Sehe ich richtig gute Reisefotos mit vielen Details und suggerierter Bewegung, die zwar am gleichen Ort, aber ohne jeglichen Bezug gemacht wurden, dann werde ich möglicherweise mit dem Thema „Geschichten erzählen mittels Film“ anfangen.

Meine vierte Frage: „Kannst Du gut Geschichten erzählen bzw. aufschreiben?“ wird nur selten mit ja beantwortet, dabei ist es auch eine gute Voraussetzung, um mit dem Lernerfolg beim Filmen schneller voranzukommen.

Damit sind wir schon beim schwierigsten Teil für die ersten Gehversuche. Eine gute Voraussetzung für die ersten Gehversuche ist auch, dass man sich Spielfilme im Kino bzw. Reportagen und Dokumentationen im Fernsehen auch mal unter filmischen Aspekten anschaut.

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Vorkenntnisse aus der Fotografie sind sehr hilfreich, aber Filmen ist trotzdem ganz anders und muss neu erlernt werden. Genauso ist es auch hilfreich, wenn man Geschichten erzählen kann bzw. sich für Film an sich interessiert.

Da natürlich diese 5 Fragen nicht ausreichen, bzw. gewichtet werden sollten, habe ich eine Hilfstabelle mit Punkten zur Selbsteinschätzung entworfen. Daraus kannst Du zumindest ansatzweise feststellen, woraus die ersten Gehversuche bestehen sollten und wo Du je nach Vorkenntnis anfangen solltest.

Mache das bitte ehrlich und vergebe die Punkte nach Deiner wirklichen Einschätzung. Es sind jeweils maximale Werte, für jede Zeile kann man sich also 0 – Maximale Punkte geben.

Du kannst das ganz einfach anhand der zwei Tabellen unten machen oder aber auch zu meinem Fragebogen gehen und den online ausfüllen.

Hier geht es zum Fragebogen

Selbsteinschätzung:

Maximale Punkte
Kenntnisse
Beschreibung
0 – 5
Fotografie
von keine Ahnung bis bin Fotograf und mache auch Diashows
0 – 5
Kinofan gehe viel ins Kino und schaue mir viele anspruchsvolle Filme an
0 – 2
Doku- und Reiseberichte
Schaue mir gerne und viel Dokumentationen und Reiseberichte im Fernsehen an
0 – 3
Filmerfahrung
von gar keine bis habe schon beim Fimen aktiv geholfen
0 – 5
Geschichten erzählen
Von keine Ahnung von Geschichten bis Schriftsteller

Folgerung für die ersten Gehversuche:

Punkte
Erste Gehversuche
00 – 06
Kameraeinstellungen, Bildaufbau, Bildausschnitt
07 – 13
Filmaufbau, Aufnahmelänge, Zooms und Schwenks
14 – 17
Drehentwurf, Filmschnitt, Vertonung
18 – 20
Du leidest an Selbstüberschätzung, bitte nochmal 🙂

Die Auswertung des Ergebnisses erhebt natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll nur eine allererste Hilfe sein, wo Du mit den ersten Gehversuchen anfangen könntest.

tipp3

Selbst 0 Punkte ist nichts schlimmes, im Gegenteil, da kannst Du sogar  ohne jegliche Vorkenntnisse anfangen, die Materie richtig zu erlernen. 20 Punkte bedeutet nicht, dass Du schon ein fortgeschrittener Filmer bist und das alles nicht brauchst, sondern, dass Du evtl. schneller zu einer höheren oder anderen Ebene bei den ersten Gehversuchen kommst.

Zum Kapitel 3 – Erste Gehversuche

Filmen für Anfänger – 1. Vorbemerkungen

diagram-30Bisher ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, jeder hat mal klein angefangen und hatte mit vielen Schwierigkeiten bei seinen ersten Filmen zu kämpfen. Eine Filmkamera ist schnell gekauft oder ausgeliehen, aber einen fertigen eigenen Film von seinen Kindern oder von der letzten Reise oder eine fiktive Geschichte, die ich filmisch erzählen möchte oder oder, das kann man nicht fertig im Laden nebenan kaufen. Genauso wenig wie ein Buch mit seinen Memoiren oder einer erlebten Geschichte, oder ein eigenes Fotos von der Oma oder ein eigenes Siegerbild einer Fotoausstellung oder ein eigenes Gemälde oder eine eigene Skulptur oder oder oder. Genauso wie Buchautoren, Fotografen oder Maler sind Filmschaffende Künstler und auch ein Künstler muss sein Metier lernen, wenn er erfolgreich auf welcher Ebene auch immer werden will, sei es nur die Anerkennung der Familie über den gelungenen Geburtstagsfilm. Es geht nicht darum, der absolute Meister seines Faches zu werden, aber Grundprinzipien muss man immer beachten, damit etwas sehenswertes rauskommt. Schließlich soll es den Leuten, denen ich meinen Film zeige, auch gefallen. Es bringt nichts, wenn ich mir eine sündteuere Kamera kaufe und anschließend nur verwackelte Szenen rauskommen, die später keiner, auch nicht ich selber anschauen möchte. Ein guter Film kann durchaus auch mit einer Handykamera gedreht werden.

tipp1

Die Technik ist nicht entscheidend, selbst mit den einfachsten Filmkameras kann man heute gute und interessante Filme gestalten.

Notfalls kann ich mir ja auch zuerst eine Kamera im Fachhandel oder beim Kameraverleih ausleihen, um die ersten Gehversuche zu starten. Ich kann aber auch nach einem Filmclub (www.bdfa.de) in der Nähe suchen, dort Anschluss finden und vielleicht dann von anderen Mitgliedern oder vom Club selber eine Kamera auszuleihen. Oder ich frage nach, ob ich einfach bei einem Filmprojekt mal dabei sein kann, um die ersten Schritte zu lernen. Oder ich suche Gleichgesinnte über das Internet. Viele Volkshochschulen bieten auch Kurse an, wo man die Grundprinzipien des Films lernen kann.

Bevor ich also eine Kamera kaufe oder ausleihe, sollte ich mir auch die Frage stellen, was ich damit machen möchte. Meistens ist der Grund die Geburt seines eigenen Kindes, der Geburtstag der Oma, eine Hochzeit, eine große Reise oder, wie bei jungen Leuten oft der Fall ist, weil man sich einfach für das Filmen interessiert. Interesse wird oft beim Anschauen von Filmen im Kino oder zuhause geweckt, man möchte den großen Meistern nacheifern.

Ich muss mir also schon im Vorfeld die Fragen stellen: Warum soll ich eigentlich filmen? Wie soll ich filmen? Was soll ich filmen? Aber noch wichtiger wären Fragen wie: Wo lerne ich das? Wer kann mir die wichtigsten Handgriffe erklären, bevor ich zum ersten Mal auf den Auslöser drücke? Sonst ist die nächste Frage: Warum kommt aus der Kamera kein fertiger Film, sondern nur verwackelte Einzelszenen mit Totalen, wo man keinen erkennen kann? Viele Lete legen die Kamera wieder schnell beiseite, wenn sie feststellen, dass der Verkäufer im Geschäft zwar die vielen Pixel, den Riesenzoom und andere tolle Technik angepriesen hat, aber nicht gesagt hat, dass aus einer Kamera nicht automatisch ein hollywoodreifer Film rauskommt.

Andere, vor allem junge Leute kaufen oder leihen sich eine Kamera, weil sie den nächsten Spielberg drehen wollen. Man hat zwar viel Spaß beim Drehen, aber ein Film kommt oft nicht raus. Ohne Hilfe misslingen eben oft die ersten Versuche und die Kamera wird wieder beiseite gelegt. Junge Leute leihen sich auch oft die Kamera vom Vater oder in der Schule aus. In einigen Schulen gibt es auch im Rahmen des Kunstunterrichts die Möglichkeit in einer Filmgruppe mitzuwirken, meistens geht das aber nur mit engagierten Lehrern, die schon Erfahrung haben und die Schüler dafür auch echt interessieren können. Aus diesen Konstellationen entstehen auch oft gute Filme und die Schüler machen dann vielleicht das Filmhandwerk zu ihrem Beruf.

tipp2

Für die ersten Gehversuche sollte ich mir Hilfe holen, in einem Film- oder Video-Club, in der Schule oder in einer Volkshochschule.

Bisher habe ich ja immer nur vom Filmen geredet. Warum ist aber ein Abspann eines abendfüllenden Films so lang? Weil viele Leute mit vielen verschiedenen Berufen mitgewirkt haben: Da ist neben dem Regisseur der Kameramann, der Beleuchter, der Cutter, der Musiker, der Sounddesigner, der Drehbuchautor usw. usf. Für meine ersten Gehversuche werde ich aber kaum eine solch große Mannschaft zusammen bekommen. Wir reden hier auch mehr vom Hobbyfilm und nicht vom professionellen Film. Dort wirken ja schließlich viele Personen mit, die eben die verschiedenen Funktionen beim Film zu ihrem Beruf gemacht haben. Wer sich für einen solchen Beruf interessiert, der wird sich nach den ersten Gehversuchen dem ganzen Thema anders zuwenden und Kontakt zu Personen suchen, die den Beruf ausüben und später versuchen auf eine Filmhochschule zu gehen. Trotzdem sind die ersten Gehversuche meistens bei Allen gleich. Auch ein Spielberg hat mit einfachen und kurzen Filmen angefangen.

Da wir hier aber von den ersten Gehversuchen und von dem Hobby „Filmen“ reden, ist das noch ungleich schwieriger. Ich muss mir ja über das alles selbst Gedanken machen. Dafür kann ich mir eben auch die erste Hilfe bei einem Filmclub holen. Ein Film besteht nicht nur daraus, dass ich die Kamera in die Hand nehme und filme. Das ist nur Schritt 1, dabei entstehen nur die Filmszenen. Zu Hause angekommen werde ich die Aufnahmen ansehen und mir überlegen, welche Aufnahmen ich weglasse oder ob ich die Reihenfolge der Aufnahmen ändere. Wenn das erledigt ist, muss ich mir überlegen, ob ich zu dem Film etwas sagen will, also einen Kommentar schreibe und spreche und ob ich einige störende Geräusche aus dem Film schneide, weil über mir gerade ein Flugzeug startete, dass nicht im Bild zu sehen ist. Ausserdem sollte ich mir überlegen, ob ich manche Stellen im Film durch Musik ergänze, damit ich dadurch meine gedrehten Bilder dramaturgisch unterstütze. Habe ich das alles erledigt, kann ich erst dann von einem Film sprechen. Natürlich sollte der Film auch eine Aussage haben oder eine Geschichte erzählen, aber das sollte ich mir schon im Vorfeld überlegt haben, damit ich auch die richtigen Aufnahmen mache. Möchte ich gleich einen Spielfilm drehen, also eine fiktive Geschichte mit Schauspielern (die meistens bei den ersten Gehversuchen durch Bekannte oder Freunde besetzt werden), dann muss ich mir ungleich mehr im Vorfeld überlegen, vielleicht sogar sinnvoller Weise schon ein Drehbuch schreiben. Wenn schon Spielfilm, dann sollte es für den Anfang aber eine einfache Geschichte sein, denn sonst wird es ungleich schwieriger und ein Scheitern ist schon viel eher vorprogrammiert. Viel besser ist für die ersten Gehversuche eine Geschichte, die ich ohne Schauspieler erzählen kann.

tipp3

Ein Film besteht nicht aus hintereinander gedrehten Einzelszenen, sondern ist ein Gesamtwerk aus vielen einzelnen Arbeitschritten, der wie ein Buch eine Geschichte erzählt.

Klingt alles zu schwierig? Ist es aber gar nicht. Autofahren besteht schließlich auch nicht aus dem Schauen auf die Straße, sondern aus vielen einzelnen Schritten, die ineinander greifen. Du hast aber trotzdem den Führerschein bestanden und fährst schon viele Jahre unfallfrei Auto? Also hast Du die Regeln des Autofahrens beachtet (und hast auch ein bischen Glück gehabt ;-). Wenn man die Filmregeln beachtet und erlernt, so ist Filmen auch nicht schwer und ist ein wunderbares und kreatives Hobby. Als Hobbyfilmer habe ich ja alle Freiheiten, die ein professionelles Team nicht hat, denn das arbeitet ja nach Auftrag. Deshalb sind viele Filme von Hobbyfilmern und unabhängigen No-Budget Filmern oft besser, als schiefgegangene Großprojekte der Filmindustrie oder Fernsehsendungen, die nur abgearbeitet wurden. Der Hobbyfilmer steckt meistens sein ganzes Herzblut in seinen Film.

Genug der Vorgeschichte, wir wollen uns den ersten Gehversuchen zuwenden und wie die aussehen könnten, werde ich im zweiten Teil erzählen.

Zum Kapitel 2 – Selbsteinschätzung

Wie lerne ich Filmen?

diagram-26„Filmen für Anfänger“ ist eine Film-Serie, die sich an Alle wendet, die mit dem Film bzw. filmen beginnen möchten. Jeder weiss, dass kein Meister vom Himmel gefallen ist. Es gibt zwar Talent, aber das Talent muss entsprechend durch Wissen verstärkt werden, damit es sich auch entfalten kann. In der Serie „Filmen für Anfänger – Wie lerne ich Filmen“ wird dieses Grundwissen auf eine einfache Art und Weise vermittelt. Sie werden Schritt für Schritt anhand vieler praktischer Beispiele kennenlernen, wie Sie zu Ihrem ersten Film kommen. Damit meine ich wirklich „Film“, nicht nur an eine lose Aneinanderreihung von Aufnahmen, die Sie gemacht haben.

90% und mehr aller Kamerainhaber tun nur eins: Sie nehmen auf, sie nehmen auf, usw. und dann meinen sie, dass das schon ein toller Film ist. Leider ist es aber nur eine Aneinanderreihung von Aufnahmen. Sie werden diese Aufnahmen anschließend nur einmal anschauen und dann höchstens archivieren. Wenn die Familie oder Bekannte von ihren Aufnahmen nicht überzeugt sind, werden Sie beim nächsten Mal es schwerer haben, wenn Sie nicht möchten, dass alle nur aufstöhnen: Schon wieder… Müssen wir es denn anschauen? Damit ist die Karriere der meisten Kamerabesitzer auch schon beendet, die Kamera wird beiseite gelegt und beim nächsten Mal nicht mehr benutzt. Dabei ist es gar nicht so schwierig, wenn man einige Grundregeln beachtet und Regeln müssen Sie überall im Leben beachten. Wenn Sie heute auf ein Fahrrad steigen und einen Ausflug machen, dann müssen Sie einige Grundregeln beachten, sonst kann der Ausflug Folgen haben. Wenn Sie ins Auto steigen, müssen Sie noch mehr Regeln beachten, denn schließlich wollen Sie wieder gesund zurückkommen. So ist das auch beim Filmen. Wenn Sie einige Grundregeln beachten und sich auch mit der Materie ein bischen beschäftigen, werden Sie Erfolg bei Ihren Zuschauern in der Familie und im Bekanntenkreis haben.

Wer will denn schließlich keinen Erfolg haben? Es hört sich doch viel toller an: „Klasse Film“, „Du kannst ja richtig filmen“, „Wo hast Du das gelernt?“, als etwa Kommentare wie etwa: „Wo waren eigentlich Deine Frau und Kinder im Film?“, „Warum wackelt das alles so?“, „Im Fernsehen schaut das alles viel besser und interessanter aus!“ usw. usf. Also fangen wir einfach an und lernen die ersten Grundregeln für einen erfolgreichen Film in der Familie und im Bekanntenkreis. Diese Serie vermittelt jedem Lesenswilligen die ersten Handgriffe. Sie müssen nicht alles lesen und beachten, aber zumindestens die wichtigsten Punkte und Schlußfolgerungen lesen.

Viel Spaß beim Lesen und anschließendem Ausprobieren!

zum Kapitel 1 Vorbemerkungen