Oscar Verleihung 2013
Es war wieder so soweit, die Oscar Verleihung stand an. Zwar zu bester amerikanischer aber nicht deutscher Sendezeit. Also hieß es, früh ins Bett und noch früher aufstehen. Würde es sich lohnen? Haben meine Favoriten dann auch gewonnen? Wie immer JA und NEIN. Traditionell ging der erste Oscar an die Nebenrolle bei den Herren. Es gab einen eindeutigen Favoriten, der auch mit meinem Favoriten übereinstimmte und es gab keine Überraschung. Christoph Waltz hat sich seinen zweiten Nebenrollen-Oscar redlich verdient, kein anderer Schauspieler war so präsent in dieser ihm auf den Leib geschriebenen Rolle in Tarantino´s „Django – Unchained“. Dann legte auch noch gleich ein anderer meiner Lieblingsfilme mit zwei Oscars los: „Life of Pi“. Das hätte ich mir nicht gedacht, höchstens gehofft. Gerade bei den Nominierungen für visuelle Effekte waren doch harte Konkurrenten dabei: „Avengers“, „Prometheus“, „The Hobbit“, aber alle gingen leer aus, denn der zu 65% aus CGI bestehende Film „Life of Pi“ konnte diesen Oscar für sich verbuchen, ebenso wie den Oscar für Originalmusik. Dass es zum Schluss 4 Statuen werden würden, hätte ich gehofft, aber nicht geglaubt. Jeder sah schon „Lincoln“ als den großen Gewinner, aber der Kamera- und Regie-Oscar gingen auch an „Life of Pi“. Für „Lincoln“ blieb nur der Production Design und der Hauptdarsteller Oscar übrig. Meiner Meinung nach vollkommen zurecht, denn der Film hat mit seinen über zweieinhalb Stunden, unheimliche Längen und man muss sich schon für amerikanische Geschichte interessieren, dass man dabei bleibt. Ebenso lang, aber zu keiner Sekunde langweilig, ist „Les Miserables“. Eigentlich nur ein Aussenseiter bei der Verleihung, aber schließlich bekam der Film neben dem weiblichen Nebendarsteller Oscar für Anne Hathaway auch die Oscars für Soundmix und Makeup. Verdient hätte der Film allemal mehr. Aber auch Tarantino konnte sich nur noch über den Drehbuch-Oscar freuen, das aber sicher zurecht. Für mich etwas überraschend bekam auch der letzte Bond „Skyfall“ drei Oscars. War es auch wegen der 50-Jahre Feier oder war Adele nicht ganz unschuldig? Das Schwergewicht unter den weiblichen Sternchen am Red Carpet gewann wohl als große Favoritin, war das Bond Titellied doch weltweit in den Hitparaden vertreten.
Während die Doku-Oscars wie immer an mir bisher unbekannte Filme gingen, war das mit den 2 Animationsoscars anders. Der Oscar für die Kurzfilmanimation ging, für mich nicht überraschend an „Paperboy“, den man übrigens offiziell von Disney hochgeladen, auf YouTube anschauen kann. Der andere Animationsoscar ging an „Brave“, hierzulande mehr als „Merida“ bekannt, auch nicht überraschend, denn dieses Jahr war es eigentlich der einzige richtig gute Animationsfilm. „Amour“ aus Österreich war zwar mehrmals nominiert, bekam dann aber doch nur den „Auslandsoscar“. Es ist ein österreichischer Film, der aber in französisch gedreht wurde. Damit der zweite Oscar an Österreicher und keiner nach Deutschland, aber das überrascht wenig bei der Qualität des deutschen Kinos.
Wer konnte dann die Haupt-Oscars mit nach Hause nehmen? Selten war es bisher nur ein einziger Film und so auch diesmal, haben sich die Jurymitglieder der Academy unterschiedlich entschieden. Während der Regieoscar an „Life of Pi“ ging, ging der Drehbuchoscar an „Django Unchained“. Die männliche Hauptrolle ging an den Lincolndarsteller, wie schon erwähnt. Die größere Überraschung war dann der Oscar für die weibliche Hauptrolle. Hatten viele Jessica Chastain als Favoritin gehandelt, so kam es doch ganz anders. Kathryn Bigelow ging diesmal mit ihrem Osama bin Laden Jagdfilm überhaupt ziemlich leer aus und auch Jessica wurde da wohl mit hineingezogen und der weibliche Hauptrollenoscar landete in den Händen von Jennifer Lawrence. Ihre Panne auf der Treppe lief ja schon inzwischen oft genug im Fernsehen 🙂 Das war dann aber auch schon der einzige Oscar für „Silver Linings Playbook“. Eigentlich auch etwas schade, denn alle Darsteller waren nicht ganz zu unrecht nominiert. War vor zwei Jahren Jennifer noch als Phönix aus der Asche nach oben gespült worden, so nahm Sie in der Zwischenzeit einige gute Rollen an (ich erinnere auch an Hunger Games) und wurde dann auch belohnt. Als sie vor zwei Jahren für „Winter´s Bone“ nominiert war, kannte sie noch keiner. War ja schließlich ein Independent Film, der für wenig Geld seine Aufmerksamkeit beim Sundance Film Festival auf sich lenken konnte. Auch dieses Jahr war ein Film durch das Sundance Festival bekannt geworden. „Beast of the Southern Wild“, übrigens ein sehr sehenswerter Film (der sich nicht um den Orkan Katherina dreht, wie in den deutschen Medien immer fälschlich behauptet wird), war sogar für den besten Film nominiert und brachte auch die Jüngste jemals für den Oscar nominierte Schauspielerin hervor, ich nenne sie Hushpuppy, wie sie auch im Film genannt wird. Doch das Erstlingswerk von Benh Zeitlin, dass sich um Auerochsen und die Bathtub dreht, blieb dann doch ohne Auszeichnung. Ganz anders Ben Affleck. Konnte sein Film „Argo“ schon den Drehbuchoscar und den Schnittoscar mit nach Hause nehmen, kam dann zum Schluss der Verleihung noch sein großer Auftritt. Keine geringere als Michelle Obama verkündete aus dem Weißen Haus den Sieger, also den Oscar für den besten Film. Viele nahmen es als gegeben an, dass sie „Lincoln“ küren wird, also als First Lady einen Film über einen Präsidenten, aber es kam ganz anders. „Argo“, das Drama um die Geiselbefreiung im Iran, konnte diesen begehrten Oscar schließlich mit nach Hause nehmen. Damit war auch wieder mal George Clooney im Spiel, denn er hat den Film mit produziert. Ein würdiger Sieger ist dieser Film allemal, auch wenn etwas zu Amerika lastig, aber das kann man der Academy nachsehen, denn das Geiseldrama ist zwar ein amerikanischer Film mit amerikanischen Geiseln, spielt aber fast komplett im Iran. Bis auf wenige etwas unglaubwürdige Aufnahmen (ich meine den Abflug der Geiseln mit dem Flugzeug) ist das ein hochspannender Thriller, der auch sehr gut umgesetzt wurde und wo der Hollywood Film auch eine große Rolle spielt. Ich würde mir wünschen, dass auch in Deutschland solche Filme gemacht werden würden und nicht nur dürftige Tatorts. Selbst das Drama von München musste ein Amerikaner verfilmen.
Abschließend sei gesagt, dass sich das frühe Aufstehen für den Oscar auch dieses Jahr wieder gelohnt hat, man sieht nicht nur die gesamte Prominenz des Films sich huldigen, sondern auch viele Szenen, die es wirklich nur in Amerika geben kann. Das Highlight für mich war, als Jack Nicholson sich für die Eiserne Lady Verfilmung bewerben wollte und Meryl Streep die Rolle des Lincoln andienen wollte. Auch wenn es von vielen Kritikern sicher anders gesehen wird, der Moderator blieb für mich bis auf den Busensong ziemlich schlapp und der heimliche Höhepunkt war für mich der Auftritt des gesamten Ensemble von „Les Miserables“, die live den bekannten Song aus dem Musical sangen, sozusagen der nochmalige Beweis für die Stärke des Tom Hooper Films.