1997 – Port El Kantoui in Tunesien
Wieder mal Lastminute und die Feier meines 40. Geburtstages
Eigentlich wollte ich meinen 40sten zuhause feiern. Aber die Wetterprognosen für Angang November erschienen mir dazu ungeeignet. Leider hatte ich keine Zeit, mich um die Auswahl des Reisezieles zu kümmern, nur warm sollte es dort sein.
Umso größer war die Überraschung, als ich von Jürgen erfuhr, daß er Tunesien gebucht hat und zwar im Nachbarhotel, wo auch meine Eltern den trüben November verbringen wollten. So wurde die spontane Geburtstagsfeier zu einem richtigen Familientreffen. Wir verliessen München Anfang November in einer 737 der TunisAir. Gebucht waren zwei Wochen incl. Halbpension in Port El Kantoui, einem Retortenort 20 km nördlich des Flughafens von Monastir. Für mich war es die erste Reise in ein arabisches Land auf dem Afrikanischen Kontinent.
Unsere Hotels in Port El Kantoui sind nur durch eine Straße getrennt. Am ersten Tag machen wir einen Spaziergang am Strand entlang zur Innenstadt. Von Stadt kann man allerdings nicht sprechen, Port El Kantoui besteht hauptsächlich aus Hotels und Restaurants entlang der Strandpromenade. Negativ fallen uns sofort die Schwärme von fliegenden Händlern, die alle Touristenutensilien an den Mann oder Frau bringen wollen.
Nach einigen weiteren Erholungstagen, wo wir außer am Strand liegen noch jeden Tag Tennis spielen, machen wir uns an meinem Geburtstagen nach Monastir auf. Wie bei allen tunesischen Städten mit vielen Touristen, so auch hier, sind die interessantesten Punkte die Festung, mehrere Moscheen und der Souk, also der Markt. Man tut sich schwer durch die engen Straßen durchzukommen, da man auf jedem Meter von Händler angesprochen und angehalten wird. Jeder Souk besteht meistens aus zwei engen aber langen Straßen. In einer werden ausschließlich touristische Andenken und Utensilien verkauft, die andere, die meistens wesentlich interessanter ist, ist ein Open Air Kaufhaus mit allen erdenklichen Waren, wie Schuhe, Kleidung, Geschirr usw. usf. Zur Feier des Tages besuchen wir ein typisches tunesisches Restaurant, das uns empfohlen wurde.
Da wir auch noch etwas vom restlichen Tunesien sehen wollen, buchen wir vor Ort eine zweitägige Jeepsafari ins Inland. Das erste Ziel ist El Djem, das weltberühmte Amphitheater. Es ist noch früh am Morgen, die Sonne ist gerade erst aufgegangen, das macht das Filmen nicht gerade einfach. Mittags wird in den tunesischen Bergen zum Essen haltgemacht. Das Restaurant ist eine typische touristische Abfertigungsstätte für hungrige Busreisende. Überall wo der Bus hält, lauern fliegende Händler. Den ersten Abend verbringen wir in einem schönen und toll ausgestatteten Hotel am Rande der Sandwüste. Zum Sonnenuntergang gibt es einen einstündigen Kamelritt. Natürlich bleiben wir nicht allein, da jede zweitägige Rundreise hier halt macht, allerdings ist der Kamelritt beim Sonnenuntergang ein wirkliches Erlebnis. Am nächsten Tag geht wieder sehr früh los, da wir den Sonnenaufgang mitten in der Salzwüste erleben wollen. Auch hier stehen hunderte frierende Touristen neben ung. 30 Reisebussen und warten auf den Sonnenaufgang. Halbe Stunde warten und dann ist alles in 3 Minuten vorbei, da hier die Sonne sehr schnell aufgeht. Lohnt sich aber. Anschließend fahren wir weiter zur Wüstenoase. Hier soll endlich die Wüstensafari beginnen. Wie sich herausstellt, müssen wir für die Jeeps hier nochmal 30 Dinar bezahlen. Wir fahren in einer Kolonne mit hunderten von Jeeps. Einen Halt machen wir am größten tunesischen Wasserfall. Dort gibt es ein unvorgesehenes Abendteuer, da die Wasserfurt, wo alle Jeeps durchmüssen zusammenbricht. Eine Stunde verlängerter Aufenhalt, wo die einheimischen Fahrer versuchen, ihre Jeeps durch das tiefe Wasser zu steuern. Nachmittags treffen wir dann wieder auf unseren Bus. Unser großer Reisebus ist übrigens nicht einmal zur Hälfte gefüllt, trotzdem wird alles dreisprachig erklärt, da wir neben Franzosen und Belgiern noch einige russische Touristen dabeihaben. Spätnachmittags erreichen wir zum Abschluß unserer Rundreise noch die zweitwichtigste Pilgerstadt der arabischen Welt, natürlich neben Mekka. Natürlich werden wir hier direkt am Eingang zum Suk abgeladen, der hier nur aus dem touristischen Teil besteht.
Wir wollen natürlich auch noch Tunis sehen und so fahren wir nochmal mit einem Reisebus. Bevor wir die Innenstadt von Tunis am Nachmittag erreichen, geht´s zuerst ins Nationalmuseum und nach Karthago. Auch hier gibt es zu Mittag nur touristische Köstlichkeiten in einem extra aufgebauten Zelt. Statt einer Stadtrundfahrt werden wir auch hier am Eingang zum Souk abgeladen und für zwei Stunden unserem Schicksal überlassen. Sofort finden sich natürlich genügend Stadtführer, die uns gegen entsprechendes Trinkgeld zu einem hochgelegenen Balkon führen, wo wir einen fantastischen Ausblick über die ganze Stadt haben.
Einige Tage später machen meine Eltern diese Fahrt auf eigene Faust für wenige Dinar mit der Bahn. Das ist natürlich neben Taxi und Leihwagen die andere Möglichkeit, durch Tunesien zu reisen. Für jemanden, der noch nie in einem arabischen Land war, mag Tunesien sicherlich interessant sein, obwohl es das europäischste Land ist. Für Pauschalurlauber und Tennisspieler sicherlich auch, da hier die billigsten Reisen (zwei Wochen unter 1000 DM im Dreisternehotel incl. Halbpension) angeboten werden. Ansonsten ist mein Resumee: auf der Landkarte abgehakt, man ist dort gewesen.