Im vorliegenden Blogbeitrag geht es um die Auswahl einer Kamera ( Videokamera ). Das hier ist kein Testcenter, ich will nur einige Tipps und Anregungen zur Auswahl einer geeigneten Videokamera, eines sogenannten Camcorders, geben. Wenn Sie als Leser eine neue überarbeitete Version dieses Artikels lesen möchten, dann gehen Sie zum Ende des Artikels, dort können Sie Ihre e-Mail Adresse angeben und ich schicke Ihnen das e-Book kostenlos zu.
Vorbemerkung: Die Videokamera ist nicht für einen guten Film entscheidend, aber ohne Kamera werden nur wenige Filme gemacht, also ist einer der ersten Schritte zum Filmen eine Videokamera bzw. Neudeutsch „Camcorder“.
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Als ich zum ersten Mal mit Filmen in Berührung kam, gab es keine Camcorder, sondern Normal-8, Super-8 oder 16mm Kamera für den chemischen Film. Meine erste Kamera war zwar schon eine Videokamera, aber noch ohne Aufnahmegerät. Der Recorder war zwar tragbar, hat aber eher wie ein Tonbandgerät ausgeschaut und musste über die Schulter getragen werden. |
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Heute ist das ungleich einfacher, alles ist oft nur in wenigen Gramm verbaut. Da die Kamera aber beim Drehen mein Arbeitsmittel ist, sollte sie von mir beherrschbar sein, muss also für mich einfach bedienbar sein. Da ich möglicherweise oft aus der Hand filmen will, sollte die Kamera mir persönlich auch entsprechend gut in der Hand liegen. Das kann ich leider in keinem Internetgeschäft ausprobieren, also sollte ich den Weg zum Händler nicht scheuen. Der Fachhändler wird mich im Idealfall natürlich besser beraten und auf ihre Wünsche eingehen können, als der „Geiz ist geil“ Shop um die Ecke, wobei es auch hier natürlich Ausnahmen gibt. Wenn es nur darum geht, die Kamera mal in der Hand zu halten, mag das noch gehen, aber ein Fachhändler wird möglicherweise eher mit sich reden lassen, wenn ich die Kamera z.B. für ein Wochenende ausprobieren möchte. Auch hier kann ein Filmclub (zu finden unter BDFA) sehr behilflich sein, oft findet man in den Clubs Mitglieder, die schon eine Kamera haben, die ich im Visier habe und ich sie an einem Clubabend mal ausprobieren kann. Natürlich kann ich auch durch die verschiedenen Foren im Internet stöbern. An vielen Stellen bekommt man auch viele gute Ratschläge und neuerdings findet man immer mehr Beispielaufnahmen, die gewisse Eigenschaften einer Kamera bildlich darstellen. Eine gute Anlaufstelle ist immer die Seite www.slashcam.de. Von dort aus findet man viele Links zu Foren und Blogs, wo teilweise sehr ausführlich und auch sehr technisch über einzelne Kameramodelle diskutiert wird. Nur eins kann kein Ratschlag und kein Forum ersetzen: Die Kamera mal selber in die Hand nehmen und ausprobieren.
Tipp 1 |
Probieren geht über studieren. Bevor ich eine Kamera kaufe, sollte ich sie ausprobiert haben, ob sie mir persönlich gut in der Hand liegt und ob ich damit zurechtkomme. |
Technische Werte für digitalen Zoom und Fotoauflösung spielen im Normalfall keine Rolle, denn beim digitalen Zoom wird die Qualität geopfert (das kann ich auch in der Nachbearbeitung machen) und den Fotomodus kann ich höchstens nutzen, wenn ich auf Reisen die Kamera auch als Fotokamera benutzen möchte. Optischer Zoom, Weitwinkel, manuelle Einstellungen für Weissabgleich, Fokussierung und Aussteuerung des Tons spielen zwar schon eine Rolle, sind aber nicht die alles entscheidenden Faktoren. Die Bildqualität muss stimmen. Da kann schon die Größe des CMOS Chips eine Rolle spielen oder ob es eine 3 Chip Kamera ist. Diese Faktoren tragen meistens eine mitentscheidende Rolle bei der Qualität des Bildes. Auch eine digitale Bildstabilisierung arbeitet öfter schlechter als eine optische und geht immer auf Kosten der Auflösung. Ist die Chipauflösung zu klein, kann es die Qualität des Bildes also beeinflussen. Das alles Entscheidende ist aber, welche Qualität die Bilder visuell (also für mich erkennbar im Unterschied gegeneinander) in verchiedenen Lichtsituationen haben. Gerade bei wenig Licht gibt es gewaltige Qualitätsunterschiede im LowLight Modus. Wird also geplant, viel bei schlechten Lichtverhältnissen zu drehen (z.B. in der Kirche), dann sollte man das vorher auch ausprobieren, ob man mit dem erzielten Ergebnis zufrieden ist.
Tipp 2 |
Entscheidend sind nicht die vielen Einzelfunktionen, sondern die Qualität des Bildes, das rauskommt, denn nur das sieht man nach der Fertigstellung eines Films |
Wenn Sie Kameras im Ausland kaufen wollen, dann achten Sie darauf, dass sie dem PAL Standard mit 25p oder 50i entsprechenden, da sonst umgerechnet werden muss. Der amerikanische NTSC Standard mit 30p oder 60i kann zwar meistens abgespielt werden, wird aber durch die Kompensation von 60 auf 50 Hertz immer Probleme bereiten und eine Umrechnung kann zeitaufwendig und qualitätsmindernd sein. Das gilt übrigens auch für hochauflösende Kameras im HDV oder Full-HD Modus, auch hier muss umgerechnet werden, da die Qualität der Wiedergabe am Fernseher sonst darunter leidern kann, ältere Fernseher können kein NTSC wiedergeben. Einzig wenn ein Film nur am PC wiedergegeben werden soll, spielt das keine Rolle.
Tipp 3 |
Auf jeden Fall eine Kamera im PAL Standard kaufen, wenn der Film nicht nur auf einem PC gezeigt werden soll. |
Bei vielen Kameras werde heute Buchsen eingespart, z.B. für Mikrofon und Kopfhörer. Möchte man in Zukunft viele Interviews drehen, dann ist aber ein externes Mikrofon unbedingt notwendig, eine solche Buchse sollte dann nicht fehlen und der Kopfhörerausgang dient dann der Überprüfung der Qualität der Interviews.
Tipp 4
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Ein Mikrofoneingang sollte vorhanden sein, falls man plant, Interviews zu filmen. |
Bei vielen Kameras werden heute Automatiken mitgeliefert, die man nicht abschalten kann. Falls der automatische Weissabgleich in der Kamera sich mal irrt, dann möchte man das vielleicht manuell berichtigen, geht aber bei vielen Kameras heute nicht. Auch der Autofokus setzt in bestimmten Situationen aus, sollte also sinnvollerweise auch abschaltbar sein. Abschaltbare Belichtungsuaotmatik oder Verschlussgeschwindigkeit braucht man nur für spezielle Situtationen, aber ein Gegenlichtausgleich sollte schon richtig funktionieren. Eine Zoomautomatik ist nur dann annehmbar, wenn sie viele Geschwindigkeiten anbietet und der Hebel auch präzise reagiert. Ansonsten wird man sich immer wieder ärgern, wenn Zooms plötzlich anhalten, ohne dass man den Knopf richtig losgelassen hat.
Tipp 5
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Manuelle Funktionen für Weissabgleich, Schärfe, Belichtung und Zoom können hilfreich sein, müssen aber nicht unbedingt für die ersten Gehversuche notwendig sein. |
Ich sollte auch überlegen, ob eine Kamera Aufnahmen im 4:3 Modus, 16:9 Modus oder beides macht. Habe ich einen alten Fernseher zuhause und möchte meine Werke nur dort projizieren, dann genügt 4:3. Habe ich aber einen LCD Fernseher zuhause stehen, dann wird 4:3 alleine ziemlich ungeeignet sein, ausser ich möchte dauernd Eierköpfe sehen, wie im Fernsehen, wenn 4:3 Sendungen ausgestrahlt werden. Der Trend geht aber eindeutig zu 16:9, wenn ich mir also heute eine Kamera kaufen würde, sollte der 16:9 Modus voll unterstützt werden. Voll heisst, dass die Kamera in voller Auflösung in 16:9 aufnimmt und nicht einfach das Bild oben und unten von der Auflösung beschneidet. Sog. Full-HD, HDV, AVCHD und HDTV Kameras kennen meistens nur diesen Modus. Der Tipp ist also nur für SD Kameras anwendbar.
Tipp 6
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Tipp 6: Eine SD Kamera sollte möglichst den 16:9 Modus in voller PAL Auflösung unterstützen. |
Schaut man auf den aktuellen Kameramarkt, so werden einfache und kleine Kameras im Hochkant Format angeboten. Solche Kameras lassen sich oft schwieriger ruhig halten und sind oft mit nur 100 Gramm einfach zu leicht und zu klein für große Finger, dafür passen sie oft schon in die Hemdtasche.
Tipp 7
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Hochkant Kamera liegen meistens schlechter in der Hand, als Standard Format Kameras. |
Den aktuellen Stand des Kameramarktes kann ich im folgenden in verschiedene Kategorien einteilen:
- Handykameras
- in einem Handy eingebaute Filmfuktion
- Aufnahmen meistens nur in einer sehr niedrigen Auflösung
- keinerlei Zoom oder andere Funktionen vorhanden
- Kein Sucher vorhanden, nur Display
- höchstens zum „Funfilmen“ geeignet
- Minikameras
- Filmaufnahmen oft schon in einer höheren Auflösung als das PAL Fernsehen (meistens 720p)
- Die Qualität der Aufnahmen ist nicht mit „richtigen“ Videokameras vergleichbar
- Kein Sucher vorhanden, nur Display
- nur Automatik Funktionen, oft fehlt ein optischer Zoom
- auch nur zum „Funfilmen“ geeignet
- Preise bis 200 Euro
- Spiegelreflexkameras mit HD Filmmodus
- Filmaufnahmen oft in Auflösung 720p, also 1280×720 bei 25 Vollbildern oder auch 1080i/p mit bis zu 28 MBit.
- Aufnahme auf Flash Karten der SLR (Memory Stick, SDHC usw.)
- Die Qualität der Aufnahmen ist oft sehr gut und entspricht dem HD Format
- Es stehen alle Wechselobjektve der SLR auch für den Filmmodus zur Verfügung
- Die Kameras lassen sich oft schlecht als Filmkamera halten, da sie als Fotokamera konzipiert sind
- Viele der Kameras kann man sinnvoll nur mit Stativ einsetzen
- Preise ab 600 Euro
- SD Kameras mit Aufnahme auf Flash, Festplatte, DVD oder miniDV Band
- Auflösung ist immer SD also der PAL Fernsehstandard (720×576)
- Für die ersten Gehversuche vollkommen ausreichend
- Qualität unterschiedlich, die besseren Modelle erreichen Qualität, die sogar für Großprojektion oder LCD Fernseher geeignet ist
- Vorteile der Aufnahme auf Flash Karten: keine beweglichen Teile in der Kamera, damit keine Nebengeräusche
- Vorteile der Aufnahme auf miniDV Band: qualitativ am höchsten, da am wenigsten Komprimierung
- Modelle ohne Sucher sind günstiger, allerdings sind werden sie benötigt, wenn das Display bei direkter Sonneneinstrahlung nicht zu gebrauchen ist
- Preise zwischen 200 und 400 Euro, bei professionellen Modellen bis 5000 Euro
- HD Kameras mit Aufnahme auf internen Flashspeicher, SDHC Karten oder Festplatte
- Auflösung PAL (720×576) oder 720p (1280×720) oder HDV (1440×1024) oder Full-HD (1920×1024)
- Bildwiederholrate: 25p oder 50i, teilweise auch 24p und 50p
- Komprimierung der Szenen entweder MPG, HDV oder AVCHD
- AVCHD hat den Nachteil, dass sehr schnelle Rechner (QuadCore) für die flüssige Bearbeitung benötigt werden, da hochkomprimiert
- HDV hat den Nachteil, dass ausschließlich auf miniDV Band aufgenommen wird und das man über FireWire auf den PC in Realtime überspielen muss.
- HDV für das Archivieren der fertigen Filme gut geeignet und zum Abspielen kann man immer die Kamera nehmen
- Zum Abspielen aller HD Formate sind neue Geräte notwendig (Blue-Ray, Media Player) oder man muss von Kamera abspielen
- Weitergabe der Filme erfolgt meistens eh auf DVD als kleinster gemeinsamer Nenner, da muss man alles wieder auf SD runterrechnen
- Modelle ohne Sucher sind günstiger, allerdings sind werden sie benötigt, wenn das Display bei direkter Sonneneinstrahlung nicht zu gebrauchen ist
- Preise 500 – 1500 Euro, bei professionellen Modellen auch >5000 Euro
Tipp 8
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HD Kameras können viele weitere Kosten nach sich ziehen, vor dem Kauf sollte klar sein, wie die Filme später vorgeführt bzw. weitergegeben werden. |
Die Entwicklung auf dem Markt der HD Kameras geht rasant weiter. Beim Kauf sollte man schon aufpassen, dass man nicht ein zu altes Modell kauft, da neuere Modelle durchaus auch wieder bessere Bildqualität haben können. Allerdings muss man sich auch überlegen, ob man immer die neuesten Funktionen benötigt, wie etwa eingebautes GPS oder eine 12MP Kamera. Es gibt unverständlicherweise viele Kameras auf dem Markt, die keinen Sucher haben, was aber schon sinnvoll ist, wenn man bei voller Sonne filmen muss und am Display nichts mehr erkennen kann. Auch haben die neueren Modelle häufiger Touchscreens, daran muss man sich auch gewöhnen, ist bei einer guten Menüführung durchaus von Vorteil, da die Kamera dann nicht so viele Knopfe benötigt. Inzwischen bieten einige Hersteller auch Kameras an, die ein Einstellring vorne haben, wo viele Funktionen abgedeckt sind, das kann Vorteile bieten, wenn das richtig umgesetzt ist, muss man allerdings ausprobieren.
Kleine Checkliste:
- Qualität des ausgegeben Bildes am großen Fernseher oder Beamer beurteilen (auch Aufnahmen bei wenig Licht)
- Fun-Kamera, SLR, SD oder HD-Kamera
- Hochkant Format oder Standard Format
- Einfache Bedienbarkeit der wichtigsten Funktionen
- 4:3 und/oder 16:9 Modus mit voller Auflösung
- Aufnahmemedium: Flash, Festplatte, DVD, miniDV
- Sucher
- Displaygröße und Qualität
- Touchscreen
- Mikrofoneingang, Kopfhörerausgang
- Manuelle Funktionen für Weissabgleich, Blende, Schärfe und Zoom
- Welche weiteren Funktionen können manuell beinflusst werden: Verschlusszeit, Zebra, Tonaussteuerung
- Zusatzfunkionen wie GPS, WLAN, YouTube Funktion, Fotoauflösung
- Zusatzkosten der HD Kamera: PC, Blue-Ray, Media-Player
Alle diese Punkte sollte man sich zumindest bei einer Kaufentscheidung vor Augen führen, damit man alles dabei hat, was man benötigt. Ich habe an dieser Stelle kein einziges Modell eines Herstellers erwähnt, denn alle Hersteller liefern heute schon in zumindest zwei Kategorien (SD und HD) brauchbare Modelle. Gehen Sie einfach auf eine Preissuchmaschine und stellen eine Liste der Kameras zusammen. Amazon kann auch hilfreich sein, denn dort erfährt man, seit wann die Modelle gelistet, also auf dem deutschen Markt sind. Dann klicken Sie in der Preissuchmaschine eine Funktionen an, die Sie haben möchten und sie bekommen damit schon eine erste Shortlist. Diese können Sie dann nochmals überprüfen und mit der Liste zum Händler gehen und die Modelle ausprobieren, die vorrätig sind. Wieder werden einige durch das Raster fallen, weil Sie Ihnen zu leicht, zu schwer oder unhandlich sind. Dann werden Sie sicherlich noch einige weiche Eigenschaften berücksichtigen müssen („Die Marke kommt mir nicht Haus“, da geht alles kaputt) und Sie werden sicher auch zuhören, welche guten Angebote Ihnen die Händler machen werden. Sollten sie einen Kamerakauf per Internet bevorzugen, dann würde ich stark darauf achten, wo der Händler sitzt und ob der Händler zuverlässig ist, also gute Bewertungen hat. Ein Kauf bei einem Händler in China oder Hongkong hat meistens Zollgebühren zu Folge und ausserdem werden da meistens amerikanische Modelle angeboten. Im Zweifelsfall das immer vorher klären.
Meine Erfahrung zeigt, dass immer zum Schluss zwei Modelle übrigbleiben, zwischen den man sich entscheiden muss und für die Entscheidungsvorgang benötigt man öft länger.