Filmen für Anfänger – 1. Vorbemerkungen

diagram-30Bisher ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, jeder hat mal klein angefangen und hatte mit vielen Schwierigkeiten bei seinen ersten Filmen zu kämpfen. Eine Filmkamera ist schnell gekauft oder ausgeliehen, aber einen fertigen eigenen Film von seinen Kindern oder von der letzten Reise oder eine fiktive Geschichte, die ich filmisch erzählen möchte oder oder, das kann man nicht fertig im Laden nebenan kaufen. Genauso wenig wie ein Buch mit seinen Memoiren oder einer erlebten Geschichte, oder ein eigenes Fotos von der Oma oder ein eigenes Siegerbild einer Fotoausstellung oder ein eigenes Gemälde oder eine eigene Skulptur oder oder oder. Genauso wie Buchautoren, Fotografen oder Maler sind Filmschaffende Künstler und auch ein Künstler muss sein Metier lernen, wenn er erfolgreich auf welcher Ebene auch immer werden will, sei es nur die Anerkennung der Familie über den gelungenen Geburtstagsfilm. Es geht nicht darum, der absolute Meister seines Faches zu werden, aber Grundprinzipien muss man immer beachten, damit etwas sehenswertes rauskommt. Schließlich soll es den Leuten, denen ich meinen Film zeige, auch gefallen. Es bringt nichts, wenn ich mir eine sündteuere Kamera kaufe und anschließend nur verwackelte Szenen rauskommen, die später keiner, auch nicht ich selber anschauen möchte. Ein guter Film kann durchaus auch mit einer Handykamera gedreht werden.

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Die Technik ist nicht entscheidend, selbst mit den einfachsten Filmkameras kann man heute gute und interessante Filme gestalten.

Notfalls kann ich mir ja auch zuerst eine Kamera im Fachhandel oder beim Kameraverleih ausleihen, um die ersten Gehversuche zu starten. Ich kann aber auch nach einem Filmclub (www.bdfa.de) in der Nähe suchen, dort Anschluss finden und vielleicht dann von anderen Mitgliedern oder vom Club selber eine Kamera auszuleihen. Oder ich frage nach, ob ich einfach bei einem Filmprojekt mal dabei sein kann, um die ersten Schritte zu lernen. Oder ich suche Gleichgesinnte über das Internet. Viele Volkshochschulen bieten auch Kurse an, wo man die Grundprinzipien des Films lernen kann.

Bevor ich also eine Kamera kaufe oder ausleihe, sollte ich mir auch die Frage stellen, was ich damit machen möchte. Meistens ist der Grund die Geburt seines eigenen Kindes, der Geburtstag der Oma, eine Hochzeit, eine große Reise oder, wie bei jungen Leuten oft der Fall ist, weil man sich einfach für das Filmen interessiert. Interesse wird oft beim Anschauen von Filmen im Kino oder zuhause geweckt, man möchte den großen Meistern nacheifern.

Ich muss mir also schon im Vorfeld die Fragen stellen: Warum soll ich eigentlich filmen? Wie soll ich filmen? Was soll ich filmen? Aber noch wichtiger wären Fragen wie: Wo lerne ich das? Wer kann mir die wichtigsten Handgriffe erklären, bevor ich zum ersten Mal auf den Auslöser drücke? Sonst ist die nächste Frage: Warum kommt aus der Kamera kein fertiger Film, sondern nur verwackelte Einzelszenen mit Totalen, wo man keinen erkennen kann? Viele Lete legen die Kamera wieder schnell beiseite, wenn sie feststellen, dass der Verkäufer im Geschäft zwar die vielen Pixel, den Riesenzoom und andere tolle Technik angepriesen hat, aber nicht gesagt hat, dass aus einer Kamera nicht automatisch ein hollywoodreifer Film rauskommt.

Andere, vor allem junge Leute kaufen oder leihen sich eine Kamera, weil sie den nächsten Spielberg drehen wollen. Man hat zwar viel Spaß beim Drehen, aber ein Film kommt oft nicht raus. Ohne Hilfe misslingen eben oft die ersten Versuche und die Kamera wird wieder beiseite gelegt. Junge Leute leihen sich auch oft die Kamera vom Vater oder in der Schule aus. In einigen Schulen gibt es auch im Rahmen des Kunstunterrichts die Möglichkeit in einer Filmgruppe mitzuwirken, meistens geht das aber nur mit engagierten Lehrern, die schon Erfahrung haben und die Schüler dafür auch echt interessieren können. Aus diesen Konstellationen entstehen auch oft gute Filme und die Schüler machen dann vielleicht das Filmhandwerk zu ihrem Beruf.

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Für die ersten Gehversuche sollte ich mir Hilfe holen, in einem Film- oder Video-Club, in der Schule oder in einer Volkshochschule.

Bisher habe ich ja immer nur vom Filmen geredet. Warum ist aber ein Abspann eines abendfüllenden Films so lang? Weil viele Leute mit vielen verschiedenen Berufen mitgewirkt haben: Da ist neben dem Regisseur der Kameramann, der Beleuchter, der Cutter, der Musiker, der Sounddesigner, der Drehbuchautor usw. usf. Für meine ersten Gehversuche werde ich aber kaum eine solch große Mannschaft zusammen bekommen. Wir reden hier auch mehr vom Hobbyfilm und nicht vom professionellen Film. Dort wirken ja schließlich viele Personen mit, die eben die verschiedenen Funktionen beim Film zu ihrem Beruf gemacht haben. Wer sich für einen solchen Beruf interessiert, der wird sich nach den ersten Gehversuchen dem ganzen Thema anders zuwenden und Kontakt zu Personen suchen, die den Beruf ausüben und später versuchen auf eine Filmhochschule zu gehen. Trotzdem sind die ersten Gehversuche meistens bei Allen gleich. Auch ein Spielberg hat mit einfachen und kurzen Filmen angefangen.

Da wir hier aber von den ersten Gehversuchen und von dem Hobby „Filmen“ reden, ist das noch ungleich schwieriger. Ich muss mir ja über das alles selbst Gedanken machen. Dafür kann ich mir eben auch die erste Hilfe bei einem Filmclub holen. Ein Film besteht nicht nur daraus, dass ich die Kamera in die Hand nehme und filme. Das ist nur Schritt 1, dabei entstehen nur die Filmszenen. Zu Hause angekommen werde ich die Aufnahmen ansehen und mir überlegen, welche Aufnahmen ich weglasse oder ob ich die Reihenfolge der Aufnahmen ändere. Wenn das erledigt ist, muss ich mir überlegen, ob ich zu dem Film etwas sagen will, also einen Kommentar schreibe und spreche und ob ich einige störende Geräusche aus dem Film schneide, weil über mir gerade ein Flugzeug startete, dass nicht im Bild zu sehen ist. Ausserdem sollte ich mir überlegen, ob ich manche Stellen im Film durch Musik ergänze, damit ich dadurch meine gedrehten Bilder dramaturgisch unterstütze. Habe ich das alles erledigt, kann ich erst dann von einem Film sprechen. Natürlich sollte der Film auch eine Aussage haben oder eine Geschichte erzählen, aber das sollte ich mir schon im Vorfeld überlegt haben, damit ich auch die richtigen Aufnahmen mache. Möchte ich gleich einen Spielfilm drehen, also eine fiktive Geschichte mit Schauspielern (die meistens bei den ersten Gehversuchen durch Bekannte oder Freunde besetzt werden), dann muss ich mir ungleich mehr im Vorfeld überlegen, vielleicht sogar sinnvoller Weise schon ein Drehbuch schreiben. Wenn schon Spielfilm, dann sollte es für den Anfang aber eine einfache Geschichte sein, denn sonst wird es ungleich schwieriger und ein Scheitern ist schon viel eher vorprogrammiert. Viel besser ist für die ersten Gehversuche eine Geschichte, die ich ohne Schauspieler erzählen kann.

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Ein Film besteht nicht aus hintereinander gedrehten Einzelszenen, sondern ist ein Gesamtwerk aus vielen einzelnen Arbeitschritten, der wie ein Buch eine Geschichte erzählt.

Klingt alles zu schwierig? Ist es aber gar nicht. Autofahren besteht schließlich auch nicht aus dem Schauen auf die Straße, sondern aus vielen einzelnen Schritten, die ineinander greifen. Du hast aber trotzdem den Führerschein bestanden und fährst schon viele Jahre unfallfrei Auto? Also hast Du die Regeln des Autofahrens beachtet (und hast auch ein bischen Glück gehabt ;-). Wenn man die Filmregeln beachtet und erlernt, so ist Filmen auch nicht schwer und ist ein wunderbares und kreatives Hobby. Als Hobbyfilmer habe ich ja alle Freiheiten, die ein professionelles Team nicht hat, denn das arbeitet ja nach Auftrag. Deshalb sind viele Filme von Hobbyfilmern und unabhängigen No-Budget Filmern oft besser, als schiefgegangene Großprojekte der Filmindustrie oder Fernsehsendungen, die nur abgearbeitet wurden. Der Hobbyfilmer steckt meistens sein ganzes Herzblut in seinen Film.

Genug der Vorgeschichte, wir wollen uns den ersten Gehversuchen zuwenden und wie die aussehen könnten, werde ich im zweiten Teil erzählen.

Zum Kapitel 2 – Selbsteinschätzung