Stativ, muss es denn sein?
Neben der Kamera betrachten viele Filmer das Stativ als das zweitwichtigste Werkzeug beim Filmen. Deshalb will ich in diesem Artikel über Stative und deren Verwendung schreiben.
Stativ, muss es denn sein?
Das ist natürlich eine herausfordernde Frage, die sehr oft einem Filmer von seiner Partnerin/Partner bei Urlaubsreisen gestellt wird. Wenn der Partner nicht filmt oder fotografiert, dann ist es oft in einer Filmerfamilie die Tätigkeit, die der Partner dann während des Urlaubs einnimmt, ich meine das Stativtragen natürlich. Also ist es an dieser Stelle natürlich berechtigt, die Überschrift so zu wählen. Das Problem dabei ist, dass man die Frage gar nicht beantworten kann, denn „es kommt darauf an“.
Fangen wir erst Mal beim Spielfilm an. Da ist es eindeutig. Soll die Szene von der Kamera ruhig aufgenommen werden, oder ein ruhiger gleichmäßiger Schwenk gemacht werden, dann erübrigt sich die Frage, denn dann muss natürlich die Aufnahme vom Stativ erfolgen. Es spielt keine Rolle, was Sie filmen, von einer angespannten Szene beim Party Poker deutsch Finale bis zu einem spannenden Action-Film, eine ruhige Hand wird auch da notwendig sein. Das Stativ erledigt das für Sie und Sie können sich um andere Dinge kümmern.
Gleiches gilt auch für Dokumentationen und Reportagen und darunter fallen natürlich auch Reise- bzw. Urlaubsfilme. Wäre also das Thema erledigt oder? Nein natürlich nicht, denn erstens gibt es viele verschiedene Stative in allen Preiskategorien und zweitens gibt es auch Tricks, wie man sich oftmals ohne Stativ weiterhelfen kann und trotzdem zu einer ruhigen Aufnahme kommt. Übrigens neben dem Spielfilm noch eine weitere Filmkategorie, wo man kaum ohne Stativ auskommt: Filmen von Theater, Musikauftritten oder anderen Veranstaltungen. Das tut man meistens mit zwei oder mehreren Kameras und davon sollte mindestens eine Kamera die gesamte Bühne erfassen und „durchfilmen“. Das ist ohne Stativ fast eine Sache der Unmöglichkeit.
Fangen wir mal bei den verschiedenen Stativen an. Je größer und schwerer gilt nicht unbedingt, man muss es einfach ausprobieren. Wenn ich im Film einen Schwenk über eine Landschaft machen will, muss das Stativ zwei Dinge erfüllen: In der horizontalen und vertikalen Ebene zum richtig arretieren sein und einen Stativkopf haben, den man sehr gleichmäßig bewegen kann. Die zweite Anforderung wird am besten von Stativköpfen erfüllt, die einen Fluidkopf haben, aber am besten Du probierst es einfach vor dem Kauf in dem Geschäft Deiner Wahl aus. Rechne damit, dass solche Stative durchaus viele hundert Euro kosten können. Natürlich gibt es auch Stative mit Motor, aber dann wird es noch teuerer.
Erste Empfehlung | Für ruhige Schwenks ist ein Stativ unabdingbar. Vor dem Kauf solltest Du aber immer ausprobieren, ob die zwei Grundbedingungen erfüllt sind |
Über eins haben wir noch gar nicht geredet: Selbstverständlich muss das Stativ, damit es auch die Bezeichnung verdient, ausziehbare Füße haben, die in jeder Stellung zu arretiere sein müssen und sie sollten auf jeder Oberfläche sicheren Halt haben. Ist das Stativ zu seiner vollen Größe aufgezogen, dann darf möglichst nichts wackeln, sonst wird das beim Filmen auch so sein und verwackelte Schwenks kannst dann auch aus der Hand machen oder gleich darauf verzichten.
Große und schwere Stative haben natürlich den Vorteil, dass man sie auch sehr gut auf dem Boden verankern kann und damit einen guten Halt hat. Möchtest Du auch noch das Stativ bewegen können, gibt es dafür fahrbare Untersätze und zwar unabhängig vom Stativ. Das ist meistens nur beim Spielfilm oder bei Bühnenaufzeichnungen hilfreich. Dann gibt es noch sog. Stativhilfen, wie Einbeinstative oder diverse Schulterstützen. Damit kann man eine statische Aufnahme ohne Kamerabewegung ruhig bekommen, aber keine Schwenks. Eine ruhige statische Aufnahme bekomme ich aber auch einfacher.
Zweite Empfehlung | Ruhige Schwenks gibt es nur mit guten schweren Stativen mit dem entsprechenden Kopf. Statische Aufnahmen kann man auch mit kleinen Stativen ruhigbekomme |
Wenn Du auf Reisen oder einfach unterwegs bist und einen Dokumentarfilm machst, kommst es natürlich vielfach auf die Umstände an, wo Du jederzeit selber entscheiden musst, ob ein Stativ hilfreich ist. Du kannst natürlich auch ein kleines Stativ mitnehmen. Es gibt im Handel Kleinststative schon ab 10 Euro. Sie sind hauptsächlich für kleine Fotoapparate gedacht, können aber auch für das Filmen hilfreich sein. Damit kann man statische Aufnahme durchaus ruhigbekommen. Man muss das Ministativ nur richtig verankern und die Kamera darauf auch richtig ausbalancieren. Das Mini-Stativ sollte auf jeden Fall so klein sein, dass es in die Kameratasche reinpasst.
Eine weitere Möglichkeit, eine statische Aufnahme ruhig zu bekommen ist das sog. „Naturstativ“, so nenne ich es jedenfalls. Ich meine damit einfach jede Art der Auflage, die sich gerade anbietet. In der Natur kann es ein umgefallener dicker Ast sein, eine Parkbank oder einfach ein Baumstamm gegen den ich die Kamera presse. In der Stadt sind es oft Treppen, Geländer, Bänke oder auch mal Abfallkörbe. Im Prinzip kannst Du alles verwenden, was Du gerade findest. Ich gehe dabei immer so vor, dass ich erst einen ung. Blickwinkel für die Aufnahme festlege und mich dann in unmittelbarer Nähe umschaue, wo ich die Kamera auflegen könnte. Finde ich nichts, hole ich mein Mini-Stativ raus.
Hat man das geschafft, ist alles im grünen Bereich. Wenn nicht, gibt es auch noch bei der Nachbearbeitung einfache Tricks. Der häufigste verwendete Trick ist das Anhalten des Bildes. Dabei gibt es aber ein Problem. Jeder Zuschauer sieht, dass sich nichts bewegt und fragt sich, warum denn ein Foto. Jetzt muss ich also ein weiteren Trick anwenden: Ich stoppe das Bild nicht, sondern lasse es in Zeitlupe laufen. Am besten zwischen ¼ und ½ der originalen Geschwindigkeit. Damit wird die Aufnahme um ein vielfaches ruhiger. Allerdings geht das nur sehr eingeschränkt, denn es darf sich nichts im Bild bewegen, wo der Zuschauer sehen könnte, dass das in Zeitlupe ist. Sonst fragt sich jeder, warum hat er das in Zeitlupe gedreht, so interessant ist es auch nicht. Bei starkem Wind kann ich bis ½ der Geschwindigkeit durchaus gehen, ohne dass es der Zuschauer merken würde. Gehen aber Personen durch das Bild, dann habe ich keine Chance, das merkt sofort jeder. Dann bleibt mir nur noch der Papierkorb.
Dritte Empfehlung | Trau Dich einfach mal und geh auf Reisen mit nur einem kleinen Stativ und verzichte auf große ruhige Schwenks. Benutze die Natur oder Bänke, Tische und sonstige Sachen, um Deine Kamera aufzulegen und ruhigzustellen. Notfalls kannst Du Aufnahmen auch noch in der Nachbearbeitung ruhigstellen. |
Diese dritte Empfehlung ist meine ganz persönliche Erfahrung. Ich habe immer nur ein kleines Stativ dabei, das passt in meine Kameratasche rein und kann damit die Aufnahmen, die ruhig sein müssen, auch ruhigstellen.